Dienstag, 11. November 2008

Dax stürzt ab! Die Angst der Anleger vor der Rezession

An den europäischen Börsen haben am Dienstag erneut Ängste vor einem weitreichenden Wirtschaftsabschwung den Handel bestimmt. Der Dax rutschte um 5,2 Prozent auf 4761 Zähler ab. “Es besteht nach wie vor die Gefahr einer tieferen und längeren Rezession in den Industriestaaten, und das ist der entscheidende Unsicherheitsfaktor, der über den Märkten schwebt“, sagte Aktienstratege Thomas Grüner von der Landesbank Berlin.

Die stimmungsaufhellende Wirkung des am Montag angekündigten chinesischen Konjunkturpaketes verpuffte an den Börsen schnell. Institutionelle Anleger hielten sich von riskanteren Anlageformen wie Aktien weiter fern, sagten Händler. “Es gibt keine Käufer, die dagegenhalten – wenn Investoren verkaufen müssen, kann das dann zu einem Rutsch führen“, sagte ein Börsianer.

Die Fortsetzung der Talfahrt an den US-Börsen drückte die europäischen Märkte noch tiefer ins Minus. Der europäische Stoxx50 fiel um 3,9 Prozent auf 2209 Punkte. Die schlechten Nachrichten für die Anleger reißen nicht ab: Die Kaffee-Kette Starbucks streicht ihre Expansionspläne zusammen, Alcoa fährt wegen der düsteren Konjunkturaussichten seine weltweite Aluminium-Produktion zurück. Zudem drosselte im Oktober sogar die Wachstumslokomotive China die Steigerungsrate ihrer Importe.

GM ZIEHT AUTOWERTE NACH UNTEN

Auf den Verkaufslisten ganz oben standen Finanzwerte. An der Frankfurter Börse büßten Deutsche Bank und Deutsche Börse jeweils rund zehn Prozent ein. In London gehörten Lloyds mit minus 7,5 Prozent und mit 6,2 Prozent zu den größten Verlierern. Italiens größte Bank Intesa Sanpaolo streicht nach einem Gewinneinbruch zum Schutz ihres Eigenkapitals die Dividende. Das Papier stürzte in Mailand um 16 Prozent ab.

Große Sorge bereitet den Anlegern auch der Autosektor: Die Aktien des US-Autoherstellers General Motors (GM) verloren weitere 15 Prozent auf 2,84 Dollar. Einige Analysten befürchten, dass GM im ersten Quartal 2009 das Geld ausgehen könnte. Die Deutsche Bank nannte ein Kursziel von null Euro. Europaweit trennten sich Anleger von Autoaktien – der europäische Branchenindex verlor 4,6 Prozent. Im Dax gaben Daimler 8,4 Prozent ab, die Aktien des Maschinen- und Nutzfahrzeugbauers MAN knapp sieben Prozent.

Positiv aufgenommen wurde hingegen ein Strategieschwenk beim britischen Telekom-Konzern Vodafone, der sich auf das operative Geschäft statt auf Expansionen konzentrieren will. Vodafone-Aktien legten rund sechs Prozent zu.

KREDITKARTENANBIETER UNTER DRUCK

An den US-Börsen gerieten die Titel des Kreditkartenanbieters American Express unter Druck und fielen um sechs Prozent. Der Konzern wandelt sich formal in eine normale Bank, um Zugang zu dem 700 Milliarden Dollar schweren Rettungspaket der US-Regierung zu bekommen. Diesen Schritt hatte zuvor bereits die führende Investmentbank Goldman Sachs getan. Auch deren Titel verloren knapp fünf Prozent, weil immer mehr Analysten davon ausgehen, dass der ehemalige Branchenprimus das erste Mal seit seiner Börsennotierung im Jahr 1999 auf rote Zahlen zusteuert.

Bei Handelschluss in Europa lag der Dow-Jones knapp drei Prozent im Minus. Der Technologie-Index Nasdaq-Composite verlor 2,8 Prozent.

Längst zeigt sich, dass die Finanzkrise sich – entgegen aller Beteuerungen von Politikern, Bankmanagern und den von bestimmten Interessensgruppen beauftragten Experten – zu einer handfesten, weltweiten Wirtschaftskrise ausgewachsen hat.

Der Bundesverband verbraucherorientierter Wirtschaftsberatungsunternehmen – procon e.V. warnt bereits seit 2007 vor dieser Entwicklung.


Viel Freude bei der Vermehrung der gewonnenen Einsichten,
wünscht Ihnen Ihr Finanzscout

Klaus Kilfitt