Donnerstag, 21. Januar 2010

TÜV-geprüfte Finanzberatung – Etikettenschwindel ?

 Studie schießt scharf gegen TÜV-Siegel für Finanzberater

Ein aktuelles Gutachten setzt sich kritisch mit den Prüfsiegeln der TÜV-Organisationen für "Beratungsqualität" im Finanzbereich auseinander. Die Studie attestiert dem TÜV dabei Etikettenschwindel, die Organisation fungiere lediglich als "Werbe- und Marketingagentur" für Finanzdienstleister.


Im Zentrum der 66 Seiten umfassenden Studie "TÜV-geprüfte Finanzberatung" stehen Mängel bei der TÜV-Zertifizierung von Finanzvertrieben, Banken und Versicherungen.


Die Konzerne TÜV Süd, TÜV Nord, TÜV Rheinland und TÜV Saarland treten praktisch als externe Marketingagenturen der geprüften Finanzdienstleister auf, kritisiert der Verfasser der Studie. "Oft werden TÜV-Siegel für fachlich nicht versierte oder höchst unseriöse Vertriebe und Vermittler erteilt.", so Gutachter Werner Siepe. So habe beispielsweise die mittlerweile insolvente MEG AG mit einem TÜV-Siegel für geprüfte Kundenzufriedenheit geworben. MEG galt mit mehr als 400 Vertretern und 150 Innendienstmitarbeitern als zweitgrößter Spezialvertrieb für private Krankenversicherungen in der BRD, bevor das Unternehmen vor einigen Monaten wegen offensichtlichem Mißmanagement unter obskuren Begleitumständen unterging.


Wie prüft man Beratungsqualität?
Insbesondere die von TÜV Süd praktizierte – für die Unternehmen laut Studie bis zu 50.000 Euro teure – Prüfung der Beratungsqualität lasse zu wünschen übrig. Das Prüfverfahren sei in erster Linie wegen der darin zur Anwendung kommenden Methoden umstritten.


Neben einer Dokumentenprüfung nach ISO 9001 und Prüfungen vor Ort (Audit/Monitoring nach ISO 9001) gehören dazu auch die eigen entwickelten Methoden "Kundenbefragung" und "Testberatung durch Mystery Analysen", die nicht nach der internationalen ISO-Norm zertifiziert sind.


"Subjektiv und geheimnisvoll", seien diese, so das Gutachten. Es werde nicht transparent, nach welchen Kriterien die Kunden für die Befragung ausgewählt würden. Den Kunden fehle es an Vergleichsmöglichkeiten und an Know-how zur Messung von Beratungsqualität. Auch sei nicht klar, wie die Testpersonen bei den Mystery Analysen unerkannt bleiben sollen. Diese Verfahren seien daher ungeeignet, ein objektives Testurteil herbeizuführen.


"Harte Kriterien, wie die fachliche Qualifikation der Finanzdienstleister, die fachliche Qualität der Beratung und der Ablauf des Beratungsprozesses, fallen hier fast völlig unter den Tisch", so Siepe. Denn Kundenzufriedenheit und auch Servicequalität seien eben nicht gleichbedeutend mit Beratungsqualität.


Insbesondere bemängelte der Gutachter auch den Haftungsausschluß durch den TÜV, der für fehlerhafte Prüfungen nicht haften will. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.


Fazit: Verlassen Sie sich nicht auf wohlklingende Prüfsiegel, die sich im Nachhinein leider nur allzuoft als Etikettenschwindel herausstellen, sondern auf Ihren gesunden Menschenverstand. Denn letztlich ist entscheidend, dass der Beratungsvorgang für Sie transparent und nachvollziehbar ist.


Viel Freude bei der Vermehrung der gewonnenen Einsichten,
wünscht Ihnen Ihr Finanzscout

Klaus J. P.-Kilfitt

www.klaus-kilfitt.de
www.klaus-kilfitt.blogspot.de

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