Montag, 24. Januar 2005

Volksverarschung mit dem Bundesadler

Das von der Assekuranz gebetsmühlenartig kolportierte Argument der angeblichen Steuerersparnis bei Lebens- und Rentenversicherungen ist reine Augenwischerei.

Wer im letzten Jahr auf Druck von Versicherungen, ihren Vertretern oder Banken und Sparkassen noch schnell “wegen der Steuern” eine Kapital-Lebensversicherung abgeschlossen hat, sollte diesen Vertrag schleunigst auflösen. Das rät die Verbraucherzentrale Hamburg. Der Ausstieg gehe jetzt noch ohne großen finanziellen Schaden.

Die Gründe der Verbraucherzentrale für ihre Empfehlung:

“Verträge, die bis Ende 2004 abgeschlossen wurden, gilt zwar noch das ‘Steuerprivileg’ (steuerfreie Auszahlung der Zinsen). Das hat aber ohnehin nur für diejenigen Bedeutung, deren Zinseinkünfte über dem jährlichen Freibetrag von 1.421 Euro im Jahr liegen (was erst der Fall ist, wenn man rund 45.000 Euro auf z.B. Sparbüchern, Sparbriefen oder als Festgeld angelegt hat). Andere – deutlich bessere – Sparformen sind somit bis zu dieser Grenze ebenfalls ‘steuerfrei’.

Die Kapital-Lebens- und private Rentenversicherung sind in der Regel keine empfehlenswerten Sparformen fürs Alter. Hohe versteckte Abschlusskosten, die die ersten zwei bis drei Jahresprämien vollständig auffressen, bewirken, daß jeder Kunde mit seiner Unterschrift erst einmal ein paar Hundert oder gar Tausend Euro ins Minus rutscht.

Das Abbruch- (und damit Verlust-)risiko ist hoch. Rund 50% aller Verträge werden aus guten oder jedenfalls triftigen Gründen vor dem eigentlichen Ablauf gekündigt – kein Wunder bei Laufzeiten von 30, 40 oder 50 Jahren und immer selteneren geraden Lebenswegen vieler Verbraucher. Der dann gezahlte Rückkaufswert ist in der Regel geringer als die Summe der Einzahlungen – eine Folge der Kostenverrechnung in den Anfangsjahren.
Weitere 30% der Verträge werden irgendwann beitragsfrei gestellt.

Die Rendite ist – auch für Durchhalter (nur jeder 5. Kunde !) – äußerst mager für einen Vertrag mit solch langer Laufzeit. Ein weit verbreiteter Irrtum: „2,75 % (garantierte) Rendite plus Überschüsse sei doch gar nicht so schlecht !“ denken viele. Aber: Der Garantiezins bezieht sich nur auf den Sparanteil in der Prämie (= Prämie minus Kosten minus evtl. Risikoanteil), also bei 100,- Euro monatlicher Prämienzahlung auf vielleicht nur 70,- oder 80,- Euro !

Die Gesamtrendite liegt somit meist nur bei 1% oder 2% p.a., selten bei 4% oder darüber.
Die Verbraucherzentrale rät zu einer besseren Vorsorge:

“Wer den Risikoschutz einer Lebensversicherung braucht, sollte lieber eine reine Risiko-Lebensversicherung abschließen, die kostet wenig. Wer dann noch Geld zum Sparen übrig hat, sollte in Etappen sparen.“

Tipp der Verbraucherzentrale Hamburg: 

“So kommen Sie aus falschen Lebensversicherungsverträgen heraus:
Binnen 14 Tagen nach Erhalt der Police und den vollständigen Vertragsunterlagen können Sie ohne Begründung dem Vertrag widersprechen.
Sehr häufig sind die Informationspflichten verletzt oder die Belehrung über den Widerspruch ist nicht deutlich, z.B. wenn sie im Konvolut der übersandten Vertragsunterlagen untergeht (BGH IV ZR 58/03 v. 28.1.2004). Dann können Sie noch ein Jahr nach Zahlung der ersten Prämie widersprechen.
Jederzeit können Sie durch Kündigung oder Nicht-Zahlung des Beitrags den Vertrag beenden – bloß, dass dann u.U. die bezahlten Beiträge futsch sind. Das kann dennoch Sinn machen, weil man seinem schlechten Geld nicht noch Gutes hinter her werfen sollte!

So gehen Sie vor:
Gehen Sie zu Ihrem Geldinstitut und lassen Sie so viele Beiträge wie möglich zurückbuchen (geht ohne Problem für 6 Wochen rückwirkend).
Lassen Sie sich von objektiven Beratern über andere, bessere Formen der Geldanlage fürs Alter beraten – diese überprüfen auch den aktuellen Versicherungsvertrag.”

Viel Freude bei der Vermehrung der gewonnenen Einsichten,
wünscht Ihnen Ihr Finanzscout


Klaus Kilfitt

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