Montag, 20. August 2007

Göttinger Gruppe: Alles verloren !

Die Gläubigerversammlung der Göttinger Gruppe Vermögens- und Finanzholding GmbH & Co. KGaA (dies ist die Holding der gesamten Firmengruppe) am 16. August 20067 brachte das ernüchternde Ergebnis zu Tage: Neben einer mit Grundpfand belasteten Immobilie befinden sich gerade mal noch knappe 17.000,- Euro in der Kasse des Unternehmens. Diese bilden neben einigen "Hoffnungsposten" nach derzeitigem Stand die karge Insolvenzmasse.


Etwa 93.000 Anleger haben sich an der GG Holding beteiligt, mit dem Ziel die eingezahlten Gelder langfristig zu vermehren. Wie die erste Einschätzung des Insolvenzverwalter, Prof. Rolf Rattunde, Mitte August 2007 vor den Gläubigern zeigt, war es mit der „Anlagepolitik“ des Unternehmens nicht weit her. Gründe für das beklagenswerte Ergebnis sind die Beteiligungen der gesamten „Göttinger Gruppe“. So rissen die Securenta Bank AG – später Bankhaus Partin – gewaltige Löcher in die Bilanzen und auch das Engagement bei Tennis Borussia Berlin kostete einen zweistelligen Millionenbetrag.


Zum Verhängnis sei nach Ansicht der Insolvenzverwaltung auch die Änderung kreditaufsichtsrechtlicher Vorschriften gewesen und die später folgende Einstellung des Vertriebes. Seitdem die Rechtsprechung zunehmend anlegerfreundlich geworden ist, musste die GG Holding immer tiefer in die Kasse greifen, um frustrierte Anleger auszuzahlen. In Fachkeisen wird von etwa 5.000 Anlegerprozessen gegen die GG gesprochen.


Ehemals vorhandene Immobilien – und das betrifft nicht nur die GG Holding, sondern die gesamte Gruppe – wurden weitgehend verkauft. Seit dem Jahr 2000 hat man den Vertrieb der eigentlichen Produkte der GG eingestellt und weitgehend – so Rattunde – von den Einzahlungen der Ratensparer gelebt.


Die Kündigung der Geschäftsbeziehung seitens der Sparkasse Göttingen im Jahre 2006 wurde zum weiteren Problem, denn nur unter Schwierigkeiten kamen die „Göttinger“ zu den Ratenbeträgen der Altanleger. Es kam immer wieder zum Wettlauf zwischen der GG und den Anlegern, die in die frisch auf den Bankkonten eingezahlten Ratenbeträge pfändeten. Der von Anlegern beauftragte Gerichtsvollzieher erhielt Geld nur noch, wenn er zur eidesstattlichen Versicherung lud und mit Haftbefehl drohte. Kein Wunder, dass seit vielen Jahren auch keine ordnungsgemäß testierte Jahresabschlüsse mehr erstellt wurden.


Wie Rattunde erklärte, beträgt das gesamte Zeichnungsvolumen an der Göttinger Gruppe Vermögens- und Finanzholding GmbH & Co. KGaA etwa 388 Mio. Euro. Die gesamte Firmengruppe hatte laut eigenen Angaben über eine Milliarde Euro von Anlegern eingesammelt.
Bei der Holding bestehen laut Ratunde noch restliche Einzahlungsverpflichtungen sowie potentielle Rückzahlungsverpflichtungen von Anlegern in Höhe von etwa 100 Mio. Euro. Da der Insolvenzverwalter der Meinung ist, dass zumindest ein Teil davon werthaltig sei, hat er einen entsprechenden Posten in seine Vermögensaufstellung mit aufgenommen. Desweiteren wird er noch prüfen, ob die Gutingia Versicherung seinerzeit zu einem fairen Preis verkauft wurde und ob noch Forderungen gegen das Management zu stellen sind.


Dieses Fazit ist selbst für langjährige Kritiker der GG, die bereits mit schlimmen Ergebnissen gerechnet hatten, ernüchternd: Fast alles ist weg! Anleger sollten dennoch nicht ganz untätig die Hände in den Schoß legen. Sie sollten – entweder selbst oder mit anwaltlicher Hilfe – ihre Forderung zur Insolvenztabelle anmelden  um am Ende vielleicht doch noch ein wenig des eingesetzten Kapitals wiederzuerlangen. Allerdings braucht man dazu einen langen Atem. Außerdem sollten sie sich auch deshalb mit ihrer Anmeldung der Forderung zur Insolvenztabelle wappnen, um schon rechtzeitig evtl. Rückzahlungsforderungen der Insolvenzverwaltung entgegen zu treten.


Der Bundesverband procon e.V. warnt bereits seit 1996 vor den Angeboten der Göttinger Gruppe.


Viel Freude bei der Vermehrung der gewonnenen Einsichten,
wünscht Ihnen Ihr Finanzscout

Klaus J. P.-Kilfitt

www.klaus-kilfitt.de
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