Montag, 22. Dezember 2008

Anlegen in Krisenzeiten

Anlegen in Krisenzeiten ist schwierig – selbst Experten sind vorsichtig mit Prognosen


Rien ne va plus, nichts geht mehr, sagt der Croupier im Spielkasino, während die Roulette-Kugel noch über die Zahlen hoppelt. Viele Anleger hätten einen Vertreter dieser Spezies in den vergangenen Monaten ohne weiteres als Depotverwalter einsetzen können, denn 2008 funktionierte an den Börsen so gut wie nichts. Aus dem abgelaufenen Anlagejahr mit einem Plus hinauszukommen, war selbst für Profis nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Selbst Anleger mit einem ausgewogenen, breit gestreuten Portfolio aus Anleihen, Aktien, Rohstoffen, Immobilien und Beteiligungsfonds bekamen den Niedergang deutlich zu spüren.


Alles ist gefallen oder abgestürzt, außer Staatsanleihen – und Gold


Sicherheit war den meisten Anlegern zuletzt so wichtig, dass sie am Anleihenmarkt, abzüglich Inflation, sogar Realrenditen nahe einem Prozent akzeptierten. Hauptsache, das Geld ist noch da und verfügbar, wenn man es braucht. Dass daneben ausgerechnet mit dem Edelmetall Gold der Kapitalerhalt möglich war, lässt tief blicken.


Denn Gold ist im Prinzip Anti-Geld und Anti-Wertpapier zugleich


Es profitiert immer dann, wenn das Vertrauen der Anleger in die wichtigen Währungen, also Dollar und Euro, schwindet und auch die sicheren Alternativen, also Termingelder und Staatspapiere, wenig Zinsen bringen. Denn Investments in Barren, Münzen oder entsprechend hinterlegten Fonds und Zertifikaten sind totes Kapital, in irgendwelchen Tresoren lagernd und dem Kapitalmarkt entzogen.


In kaum einem Anlagesegment ist jedoch die Nachfrage so sprunghaft gestiegen wie in dem für Edelmetalle. Münzhändler sind auf Wochen hinaus ausverkauft, Wertpapieranbieter kommen mit der Hinterlegung verkaufter Titel kaum nach.


Für 2009 hoffen zwar viele Investmentexperten auf Besserung, doch seit die Finanzkrise auf die Realwirtschaft durchgeschlagen hat, trauen sich die wenigsten noch exakte Prognosen zu. In Deutschland überbieten sich Forschungsinstitute und Bankvolkswirte derzeit mit Schrumpfungs-Vorhersagen. Zwischen minus einem und minus vier Prozent bewegt sich das muntere Rätselraten.


Aktienmarkt als Roulette-Spiel


Die Spannbreite ist so groß, dass es fast unmöglich ist, darauf aufbauend sinnvolle Prognosen für die Börsen zu erarbeiten. Klaus Zimmermann, Chef des DIW, schlug sogar vor, gleich gänzlich auf Konjunkturprognosen zu verzichten. Nicht, dass die Prognostiker in den vergangenen Jahren besonders treffsicher gewesen wären.


Vor allem bei Vorhersagen zum Aktienmarkt lag das Gros der Analysten daneben. Dass aber jetzt nicht einmal mehr Trendforscher wie Zimmermann einen Blick in die Zukunft wagen, sollte eine Warnung sein.


Für manche gleicht vor allem der Aktienmarkt derzeit auch deshalb einem Roulette-Spiel, weil die Tagesauschläge nach oben wie unten ein zuvor nie gekanntes Maß erreicht haben.


Viel hängt in den nächsten Monaten davon ab, ob und wie sich die weltweit geschnürten Konjunkturpakete auswirken. Allein die Hilfen, die in den USA, Japan, China und der Europäischen Union zusammengestrickt wurden, belaufen sich auf fast zwei Billionen Dollar. Das sind 3,5 Prozent der Weltwirtschaftleistung eines Jahres, wie die Bremer Landesbank berechnet hat.


Nachdenklich stimmt, dass die bislang global schon gestemmten Notfallpakete und Bürgschaften von Notenbanken und Regierungen für den Finanzsektor und andere – immerhin elf Billionen Dollar oder knapp ein Fünftel der Jahreswirtschaftsleistung – den Niedergang kaum aufhalten konnten.


In den Ausblicken vieler Anlagestrategen finden sich daher zwei Grundszenarien: Eines mit anhaltender Deflation, für den Fall, dass die milliardenschweren Maßnahmen nicht greifen. Dies würde einhergehen mit sinkenden Preisen und Löhnen sowie hoher Arbeitslosigkeit. Die Menschen können nicht mehr genügend konsumieren, um die auf Wachstum getrimmte Wirtschaft am Laufen zu halten. In dieser Phase dürften Staatsanleihen und Gold die besten Anlage-Alternativen sein.


Das zweite Szenario ist das einer kurzen Deflation, die anschließend im Zuge der laxen Geld- und Fiskalpolitik in Inflation oder sogar in eine Hyperinflation umschlägt.


Bei diesem Szenario hängt der Anlageerfolg davon ab, in welchen Märkten die Preissteigerungen am ehesten durchbrechen. Ist absehbar, dass die Wirtschaft wieder in Gang kommt, profitieren in der Regel der Rohstoff- und der Aktienmarkt. Doch wann genau ein guter Einstiegszeitpunkt sein könnte, wissen nicht einmal die Auguren: So trommelte Warren Buffett Mitte Oktober zum Einstieg in den US-Aktienmarkt: “Buy american, I am”, ließ die Investmentlegende wissen. Seitdem hat der Dow Jones weitere gut neun Prozent verloren.


Buffett hat einen noch berühmteren Vorgänger: Im November des Krisenjahres 1929, mit dem die heutige Lage gern verglichen wird, kündigte Ölmagnat John D. Rockefeller an, wieder Aktien kaufen zu wollen. Doch Rockefeller war zu früh. Zwar hatten die Kurse von US-Aktien seit dem Schwarzen Freitag im Oktober 1929 ein vorläufiges Tief erreicht. Aber in den folgenden beiden Jahren halbierten sie sich noch zweimal.


Klaus J. P.-Kilfitt, Anlagespezialist und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes verbraucherorientierter Wirtschaftsberatungsunternehmen – procon e.V., der bereits seit 2007 vor dem Absturz der Weltwirtschaft gewarnt hatte, ist sich sicher. Alle Prognosen, die von einem baldigen Aufschwung ausgehen und den Wiedereinstieg in Investmentfonds etc. zum jetzigen Zeitpunkt propagieren, sind interessengesteuert. Dies bedeutet natürlich nicht zwangsläufig, sein Geld bis dahin unter der sprichwörtlichen Matratze bunkern zu müssen. Zu allen Zeiten gab und gibt es Nischenangebote, bei denen man sogar von der Krise profitieren kann. Mehr denn je ist daher die Beratung durch einen unabhängigen, hochqualifizierten Berater notwendig.


Viel Freude bei der Vermehrung der gewonnenen Einsichten,
wünscht Ihnen Ihr Finanzscout

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Dienstag, 11. November 2008

Dax stürzt ab! Die Angst der Anleger vor der Rezession

An den europäischen Börsen haben am Dienstag erneut Ängste vor einem weitreichenden Wirtschaftsabschwung den Handel bestimmt. Der Dax rutschte um 5,2 Prozent auf 4761 Zähler ab. “Es besteht nach wie vor die Gefahr einer tieferen und längeren Rezession in den Industriestaaten, und das ist der entscheidende Unsicherheitsfaktor, der über den Märkten schwebt“, sagte Aktienstratege Thomas Grüner von der Landesbank Berlin.

Die stimmungsaufhellende Wirkung des am Montag angekündigten chinesischen Konjunkturpaketes verpuffte an den Börsen schnell. Institutionelle Anleger hielten sich von riskanteren Anlageformen wie Aktien weiter fern, sagten Händler. “Es gibt keine Käufer, die dagegenhalten – wenn Investoren verkaufen müssen, kann das dann zu einem Rutsch führen“, sagte ein Börsianer.

Die Fortsetzung der Talfahrt an den US-Börsen drückte die europäischen Märkte noch tiefer ins Minus. Der europäische Stoxx50 fiel um 3,9 Prozent auf 2209 Punkte. Die schlechten Nachrichten für die Anleger reißen nicht ab: Die Kaffee-Kette Starbucks streicht ihre Expansionspläne zusammen, Alcoa fährt wegen der düsteren Konjunkturaussichten seine weltweite Aluminium-Produktion zurück. Zudem drosselte im Oktober sogar die Wachstumslokomotive China die Steigerungsrate ihrer Importe.

GM ZIEHT AUTOWERTE NACH UNTEN

Auf den Verkaufslisten ganz oben standen Finanzwerte. An der Frankfurter Börse büßten Deutsche Bank und Deutsche Börse jeweils rund zehn Prozent ein. In London gehörten Lloyds mit minus 7,5 Prozent und mit 6,2 Prozent zu den größten Verlierern. Italiens größte Bank Intesa Sanpaolo streicht nach einem Gewinneinbruch zum Schutz ihres Eigenkapitals die Dividende. Das Papier stürzte in Mailand um 16 Prozent ab.

Große Sorge bereitet den Anlegern auch der Autosektor: Die Aktien des US-Autoherstellers General Motors (GM) verloren weitere 15 Prozent auf 2,84 Dollar. Einige Analysten befürchten, dass GM im ersten Quartal 2009 das Geld ausgehen könnte. Die Deutsche Bank nannte ein Kursziel von null Euro. Europaweit trennten sich Anleger von Autoaktien – der europäische Branchenindex verlor 4,6 Prozent. Im Dax gaben Daimler 8,4 Prozent ab, die Aktien des Maschinen- und Nutzfahrzeugbauers MAN knapp sieben Prozent.

Positiv aufgenommen wurde hingegen ein Strategieschwenk beim britischen Telekom-Konzern Vodafone, der sich auf das operative Geschäft statt auf Expansionen konzentrieren will. Vodafone-Aktien legten rund sechs Prozent zu.

KREDITKARTENANBIETER UNTER DRUCK

An den US-Börsen gerieten die Titel des Kreditkartenanbieters American Express unter Druck und fielen um sechs Prozent. Der Konzern wandelt sich formal in eine normale Bank, um Zugang zu dem 700 Milliarden Dollar schweren Rettungspaket der US-Regierung zu bekommen. Diesen Schritt hatte zuvor bereits die führende Investmentbank Goldman Sachs getan. Auch deren Titel verloren knapp fünf Prozent, weil immer mehr Analysten davon ausgehen, dass der ehemalige Branchenprimus das erste Mal seit seiner Börsennotierung im Jahr 1999 auf rote Zahlen zusteuert.

Bei Handelschluss in Europa lag der Dow-Jones knapp drei Prozent im Minus. Der Technologie-Index Nasdaq-Composite verlor 2,8 Prozent.

Längst zeigt sich, dass die Finanzkrise sich – entgegen aller Beteuerungen von Politikern, Bankmanagern und den von bestimmten Interessensgruppen beauftragten Experten – zu einer handfesten, weltweiten Wirtschaftskrise ausgewachsen hat.

Der Bundesverband verbraucherorientierter Wirtschaftsberatungsunternehmen – procon e.V. warnt bereits seit 2007 vor dieser Entwicklung.


Viel Freude bei der Vermehrung der gewonnenen Einsichten,
wünscht Ihnen Ihr Finanzscout

Klaus Kilfitt

Freitag, 10. Oktober 2008

Weltwirtschaft: Es geht weiter abwärts

Der Finanzsektor ist durch die Kette von Hiobsbotschaften der letzten Wochen risikoscheu geworden – so risikoscheu, dass die Banken nicht mehr bereit sind, Kredite zu erteilen – noch nicht einmal untereinander. Führende Wirtschaftsfachleute, wie bspw. der Chefvolkswirt der britischen Investmentgesellschaft Schroders, Keith Wade, befürchten, dass durch diese Klemme im Kreditsystem die beabsichtigte Wirkung der letzten Leitzinssenkungen die Realwirtschaft nicht erreichen könnten. Wade geht davon aus, dass die Kapitalkosten für die reale Wirtschaft so lange hoch bleiben, bis das Misstrauen zwischen den einzelnen Finanzinstituten wieder abnimmt und zeichnet ein insgesamt düsteres Bild der weiteren Entwicklung. Und damit ist er nicht allein. Die Stimmen mehren sich, denen zufolge eine weltweite Rezession ins Haus steht. In einem aktuellen Marktkommentar schreibt Wade:

„Die britische Regierung kündigte die Bereitstellung einer Finanzspitze für das britische Bankensystem an. Dieser Schritt führt effektiv zur Teilverstaatlichung der größten Banken des Landes. Außerdem erhalten diese Banken Auflagen in Bezug auf ihr Handeln, ihre Kreditpolitik sowie ihre Dividenden- und Vergütungsrichtlinien.

Der britische Ansatz zur Stützung des nationalen Finanzsektors unterscheidet sich von den Maßnahmen, die bereits in den USA eingeleitet wurden. Bei dem vom US-Kongress verabschiedeten 700-Milliarden-Dollar-Rettungspaket werden die staatlichen Gelder dazu genutzt, den angeschlagenen Banken „giftige” Anlagewerte wie hypothekenbesicherte Wertpapiere abzukaufen. Im Gegensatz dazu schlägt die britische Regierung eine direktere Form der Rekapitalisierung für die Branche vor. In früheren Finanzkrisen hat sich diese Lösung zur Wiederherstellung des Marktvertrauens als die erfolgreichere erwiesen.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat in einer Studie die Häufigkeit und Dauer von früheren Finanzkrisen sowie ihre Auswirkungen auf das wirtschaftliche Wachstum untersucht. Nach diesen Untersuchungen hat es seit 1970 42 Finanzkrisen in 37 Ländern gegeben. Diese Krisen sind also häufiger aufgetreten, als man meinen könnte!

Allerdings wird in der Studie eingeräumt, dass die heutige Krise sich auf einer höheren Ebene abspielt als die früheren Ereignisse. Dabei beläuft sich der Gesamtverlust beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) nach einer Finanzkrise im Durchschnitt auf circa vier Prozent – bei „normalen” Rezessionen beträgt er etwa die Hälfte davon. Eine typische Rezession dauert zwischen 12 und 18 Monaten. Aber aus der Analyse früherer Krisen lässt sich schließen, dass der aktuelle Abschwung mehr als zwei Jahre anhalten könnte.

Das derzeitige Hauptproblem für die Wirtschaft besteht darin, dass der monetäre Transmissionsmechanismus nicht mehr funktioniert. Der Finanzsektor ist so risikoscheu geworden, dass die Banken nicht mehr bereit sind, Kredite zu erteilen – auch nicht untereinander. Durch diese Klemme im Kreditsystem können die Vorteile der Zinssenkungen nicht bis zur realen Wirtschaft durchdringen.

Die Spreads im Interbanken-Kreditmarkt haben außergewöhnlich hohe Werte erreicht. Sie liegen zwischen 300 und 350 Basispunkten. Das ist einer der größten Indikatoren für das Ausmaß des Misstrauens, das zwischen den Banken herrscht. Und die Kapitalkosten in der realen Wirtschaft bleiben so lange hoch, bis sich diese Spreads reduzieren.

Wir bekamen gestern einen flüchtigen Eindruck vom zukünftigen Gesicht des britischen Bankensystems. Der Sektor selbst wird sich verkleinern, die Kreditaufnahme der öffentlichen Hand wird zu-, die des Privatbereichs abnehmen, so dass sich dadurch sowohl Unternehmens- als auch Haushaltsschulden reduzieren dürften. Doch bis wir dort angelangt sind, kann noch ein langer, holpriger Weg vor uns liegen. Die Reise dürfte turbulent werden, und diese drastische Erschütterung des Bankensystems dürfte negative Folgen für den Verbraucher haben.

Wir erwarten nunmehr einen weltweiten Abschwung. Das heißt, dass wir uns auf scharfe und schnelle Zinssenkungen einstellen sollten, da die Zentralbanken versuchen, das Wachstum neu zu beleben. Wir waren davon ausgegangen, dass die Bank of England den Leitzins um 50 Basispunkte senken würde – die Bank entschloss sich aber sogar zu einer Reduzierung auf 4,5 Prozent. Außerdem senkte die FED den US-Zinssatz um 50 Basispunkte auf 1,5 Prozent und die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinssätze von 4,25 auf 3,75 Prozent.”

Damit greifen die Notenbanken der führenden Industrienationen zu den gleichen Mitteln, die sich schon bei vergangenen Krisen als mittelfristig kontraproduktiv erwiesen haben, da die Schere zwischen der weltweit im Umlauf befindlichen Geldmenge und deren “realem Gegenwert” immer weiter auseinandergeht. Entsprach 1980 das weltweite Anlagevermögen in Höhe von 12 Billionen US-Dollar noch exakt dem Welt-Bruttoinlandsprodukt (also ebenfalls 12 Billionen $), so steht dem heutigen Welt-Bruttoinlandsprodukt von 54 Billionen Dollar die schier unglaubliche Summe von 140 Billionen virtuellem Anlagevermögen gegenüber. Mit anderen Worten: Die weltweiten Vermögensanlagen bestehen zu 86 Billionen US-Dollar aus heißer Luft. Tendenz steigend. Eine Entwicklung, die früher oder später nur zu einem völligen Kollaps des internationalen Finanzsystems führen kann – mit entsprechenden Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft.

Diese Mechanismen des Marktes lernt jeder Volkswirtschaftler schon während seines Studiums – um sie dann im Laufe seines Berufslebens wieder zu verdrängen, weil die daraus resultierenden Erkenntnisse und die zu ziehenden Konsequenzen seinem Arbeitgeber in der Regel natürlich nicht ins Konzept passen.”, kritisiert Finanzexperte Klaus J. Pitter-Kilfitt, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes procon e.V. diese gängige Praxis.

Während die verantwortlichen Notenbanker, Wirtschaftslenker und Politiker seit Wochen nur Durchhalteparolen ausgeben und dem Volk wirkungslose Placebos verabreichen, warnt der Bundesverband verbraucherorientierter Wirtschaftsberatungsunternehmen – procon e.V. bereits seit längerem vor dieser Entwicklung. “Es ist geradezu unverantwortlich, wenn selbsternannte Börsenexperten derzeit in öffentlichen Talkshows zum Kauf von Aktien raten. Natürlich wird es einzelne Titel geben, die sich dem allgemeinen Trend zumindest zeitweise entziehen können und ein durch andere Faktoren bestimmtes Eigenleben führen, wie aktuell z.B. der Kursverlauf der VW-Aktie zeigt. Aber der allgemeine Trend zeigt nach unten – und dies wird auch noch einige Zeit so bleiben.“, so Pitter-Kilfitt weiter. Die Talsohle sei derzeit noch nicht einmal sichtbar und mit einem nachhaltigen Aufschwung in den nächsten 2 Jahren kaum zu rechnen. “Wir raten deshalb unseren Mitgliedern, ihre Anlagestrategien grundsätzlich zu überdenken.”


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Klaus Kilfitt

Mittwoch, 24. September 2008

München wird zum Brennpunkt für Erfolgskompetenz

Die 1. deutsche Millionärsmesse und der 1. Millionärstag für Deutschland zu Gast in der bayerischen Landeshauptstadt


Was haben Olympiasieger Edgar Itt, "Mr. Privatfernsehen" Prof. Dr. Helmut Thoma, Selfmade-Millionär Gerd Kelm, Finanzexperte Prof. Dr. Max Otte, Verleger Dr. E. Jansen, Erfolgsautor Helmut J. Ament, Ayurveda-Spezialist Dr. med. U. Bauhofer, Starastrologe Winfried Noé, Geldtrainer Thomas Haak, Finanzanalyst und procon-Vorstand Klaus J. Pitter-Kilfitt, Gesundheitsexpertin Dr. med. Katrin Klaubert und Rhetorikpapst Prof. Dr. Dr. h.c. Gerhard Lange gemeinsam? Sie alle sind, anläßlich der vom 16. - 19. Oktober 2008 in München stattfindenden Millionaire fair®, der ersten Millionärsmesse Deutschlands, am 18. Oktober in der Alten Kongresshalle an der Münchner Theresienwiese auf dem "1. Millionärstag für Deutschland".


Die Isarmetropole, auch bekannt als Stadt der Reichen und Schönen, wird im Oktober 2008 zum Schauplatz gleich zweier Premieren: Der Millionärsmesse "Millionaire fair®" (http://www.millionaire-fair.de), die nach erfolgreichen Veranstaltungen in Moskau, Shanghai, Amsterdam und Wien 2008 zum ersten Mal in Deutschland ihre Pforten öffnet, und des 1. Millionärstags für Deutschland.


München sei als "Deutschlands Luxusstadt Nr.1" der ideale Standort für ein solches Event, schreibt die Süddeutsche Zeitung in ihrer online-Ausgabe vom 20.12.2007 (http://www.sueddeutsche.de/muenchen/artikel/429/149072)


Willkommen sind auf der Ausstellung auf dem Gelände der Neuen Messe München aber nicht nur Millionäre und solche, die es werden wollen. Für den durchaus vertretbaren Eintrittspreis von 39,- Euro können auch Normalsterbliche einmal einen Blick auf den luxuriösen Lebenswandel der High Society werfen. Teilnehmer des parallel stattfindenden 1. deutschen Millionärstages kommen mit gerade mal 20,- Euro sogar noch günstiger weg.


Wer, angeregt durch die Eindrücke auf der Luxus-Messe beschließt, künftig selbst ein erfolgREICHeres Leben führen zu wollen, ist auf dem Millionärstag genau richtig – hat er doch an diesem Tag die einmalige Gelegenheit, den Erfolgsgeheimnissen 11 anerkannter Finanz-, Wirtschafts- und Gesundheitsexperten, wie z.B. "Mr. Privatfernsehen" Prof. Dr. Helmut Thoma oder Olympiasieger Edgar Itt, zu lauschen und dadurch viel Zeit und Geld zu sparen.


Tickets für diese geballte Ladung Know-how gibt es bereits ab 169,- Euro – für Mitglieder des Förderclub procon e.V. sogar schon ab 125,- Euro. Und wie der Volksmund schon sagt: "Von Millionären kann man das Sparen lernen."


Und wer die neu gewonnenen Erkenntnisse möglichst effizient in die Praxis umsetzen und dadurch eigene Vorteile nutzen möchten, dem stehen selbstverständlich die Experten des Förderclub procon e.V. auf der Veranstaltung mit Rat und Tat zur Verfügung.


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procontra© - kritische Informationen für aufgeklärte Verbraucher

Dienstag, 16. September 2008

Aktienmärkte weltweit auf Talfahrt

Der gestrige Montag war ein schwarzer Tag für die Börse: Nachdem am Wochenende mit der Pleite bzw. Übernahme zwei der weltweit größten Investmentbanken und der gravierenden Schieflage eines der weltgrößten Versicherers gleich drei Hiobsbotschaften den Finanzsektor erschütterten, gingen die Aktienmärkte zu Handelsbeginn rund um den Globus auf Talfahrt: In London, Zürich, Madrid und Mailand knickten die Aktienindizes um über vier Prozent ein, während der Pariser Leitindex CAC40 sogar über fünf Prozent verlor. Auch das deutsche Leitbarometer blieb von dem Abwärtstrend nicht verschont. Der DAX büßte rund vier Prozent ein und notierte mit 5.858 Zählern zum ersten Mal seit Oktober 2006 wieder unter 6.000 Punkten und damit auf dem tiefsten Stand seit zwei Jahren. Der Stoxx50 sackte um 4,9 Prozent auf 2.719 Punkte ab.

Finanzwerte unter Druck

Vor allem die Finanzwerte standen unter Druck, nachdem Lehman Brothers am Montagmorgen an der Wall Street Gläubigerschutz beantragt hatte. In Frankfurt brachen daraufhin die Aktien der viertgrößte US-Investmentbank um über 88 Prozent auf rund 28 Euro-Cent ein. Und auch die Papiere der Bank of America (BoA) verloren fast zwölf Prozent, nachdem die Bank die Übernahme der ebenfalls konkursbedrohten Bank Merrill Lynch verkündet hatte.

Ordentlich Federn lassen musste auch der größte US-Versicherer AIG, nachdem dieser die us-amerikanische Notenbank Fed am Wochenende um eine kurzfristige Finanzspritze gebeten hatte. Bereits im vorbörslichen Handel brach die AIG-Aktie an der New Yorker Börse um 34 Prozent ein. Nach Eröffnung stürzte der Aktienkurs dann um weitere 45 Prozent ab. Immerhin hatten sich dort in den letzten drei Quartalen die Abschreibungen unterm Strich auf über 18 Milliarden Dollar summierten.

Notenbanken pumpen Milliardensummen in Geldmarkt

In einer ersten Reaktion auf den Zusammenbruch der bedeutenden Geldhäuser und einer sich immer stärker abzeichnenden Krise auf dem Finanzsektor haben Notenbanken weltweit Milliardensummen in den Geldmarkt gepumpt, um ein Funktionieren des Geldmarktes zu gewährleisten. So pumpte am Montag z.B. allein die britische Notenbank fünf Milliarden Pfund in den Markt und auch die schweizerische Notenbank stellte Geld zur Verfügung, während die Fed bereits am Sonntag ankündigte, zum ersten Mal in ihrer 90-jährigen Geschichte Aktien als Sicherheiten für Zentralbankgeld anzunehmen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) stand dem in nichts nach und stellte am Montag zusätzliche 30 Milliarden Euro bereit, um den Bedarf der Banken an Bargeld zu decken. Auch hier überstieg die Nachfrage das Angebot deutlich: Insgesamt wurden Anträge über mehr als 90 Milliarden Euro eingereicht, wie Reuters berichtet. Doch damit nicht genug: Heute teilte die EZB mit, dass sie dem Geldmarkt erneut zusätzliche 70 Milliarden Euro Liquidität zur Verfügung stellen will – während der Bedarf bereits auf weitere 102 Milliarden Euro angewachsen ist, wie die Frankfurter Währungshüter am Dienstag mitteilten.

Obwohl die Finanzkrise bereits seit über einem Jahr Thema ist, hat sie ihren Zenith noch nicht erreicht, meint Hyun Song Shin, Professor der Ökonomie an der Princeton Universität. Was ihren Status Quo angeht, zeichnete er am Rande des jährlichen, 2-tägigen Ökonomie-Seminars, das die Fed in Wyoming veranstaltete, ein düsteres Bild, wie der zum Wall Street Journal gehörende Nachrichtendienst MarketWatch berichtet. Shin zufolge sei die Finanzkrise dabei, eine neue Ebene zu erreichen, an deren Ende voraussichtlich Kreditverluste in Höhe von über einer Billion US-Dollar stünden. Dies wäre eine Verdoppelung des aktuellen Standes, wo sich die Verluste auf rund 500 Milliarden Dollar summieren.

Hintergrund für das düstere Szenario ist Shin zufolge die Tatsache, dass die Krise mittlerweile auf die Realwirtschaft übergesprungen sei und sich damit auch auf Kreditkarten, Konsumenten und Geschäftsschulden ausgeweitet habe. In der Summe würden diese mit den durch Hypotheken erzielten Verluste mindestens gleichziehen, oder diese sogar noch übertreffen. „Wir sind im Hinblick auf die Krise wahrscheinlich auf halber Strecke“, sagte Shin gegenüber MarketWatch. Nachdem man die erste Phase durchlaufen habe, befände man sich gegenwärtig in der zweiten. „Die eigentliche Crux ist, inwieweit das Prime-Hypothekensegment betroffen sein wird. Und das hängt davon ab, wie weit die Hauspreise noch fallen“, so der Professor.

Mit seiner düsteren Prognose schätzt Shin die Lage ähnlich ein, wie der Internationale Währungsfonds (IWF), der die Summe der durch die Finanzkrise eingefahrenen Verluste vor einiger Zeit auf 945 Milliarden Dollar bezifferte, was Shin zufolge eine realistische Hausnummer sei, wenngleich wahrscheinlich noch auf zu niedriger Ebene angesetzt.

Flucht aus Aktienfonds

Infolge der Turbulenzen an den Weltmärken leiden Aktienfonds derzeit unter deutlichen Mittelabflüssen. Dies drückt die Stimmung an den Börsen noch weiter – eine gefährliche Spirale!

Das Interesse und Vertrauen privater Anleger an und in Aktien schwindet mehr und mehr. Das illustrieren der jüngste Stimmungsindex der Commerzbank-Investmentgesellschaft Cominvest sowie die aktuellen Netto-Rückgaben von Fonds durch Privatanleger.

Zum Stimmungsbild passen auch die Netto-Rückgaben von Aktienfonds durch private und institutionelle Anleger. Die Investoren zogen laut Fondsverband BVI allein im letzten Monat aus Publikums-Aktienfonds knapp 3,7 Mrd. Euro an Kapital ab.

Auch der gesamte Publikumsfondsabsatz lag mit einem Minus von 5,6 Mrd. Euro weit in den roten Zahlen. Dieses Niveau ist zuletzt vor vier Jahren erreicht worden. Einen maßgeblichen Beitrag zur schlechten Bilanz lieferten neben den Zahlen aus dem Aktienbereich auch die Abzüge aus Renten- und Geldmarktfonds in Höhe von 2,0 bzw. 2,4 Mrd. Euro.

Der Abfluss dieser Summen ging jedoch keineswegs in den Konsum. Ganz im Gegenteil: Die Deutschen haben zuletzt wegen der schlechten Beurteilung der wirtschaftlichen Rahmendaten sowie der Unsicherheit über ihr persönliche Zukunft ihre Sparquote deutlich erhöht. Investiert wurde indes in als sicher geltende Anlagen.

Krise in der Politik angekommen

Selbst in der Politik, deren Protagonisten die Gefahr lange Zeit herunterspielten und die Situation schön zu reden versuchten, ist die massive Problematik offenbar zwischenzeitlich angekommen.

Finanzminister Peer Steinbrück bezeichnete die gegenwärtige Krise im Bundestag als die “weltweit schwerste seit Jahrzehnten“: “Was wir auf den Finanzmärkten erleben, ist atemberaubend und zerstört bei vielen Menschen den Glauben in die Integrität und Stabilität des Finanzsektors.” Dass die Finanzmarktkrise Auswirkungen auf die Realwirtschaft habe, sei “ebenso klar“.

Der Bundesverband procon e.V. warnt bereits seit dem Herbst letzten Jahres vor den Gefahren im Zusammenhang mit der US-Immobilienkrise und ihren Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Seitdem haben sowohl der deutsche Aktienindex DAX als auch der internationale Leitindex MSCI World über 25% ihres Wertes eingebüßt.

Insbesondere stark in Aktienfonds investierte Anleger sollten daher ihr Portfolio im Hinblick auf evtl. sinnvolle Umschichtungen dringend auf den Prüfstand stellen und dabei erfahrene Experten zu Rate ziehen.

Viel Freude bei der Vermehrung der gewonnenen Einsichten,
wünscht Ihnen Ihr Finanzscout

Klaus Kilfitt



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Freitag, 22. August 2008

Göttinger Gruppe: Klagen abgewiesen

Am Donnerstag hat das Landgericht Göttingen die ersten sechs Schadenersatzklagen von geprellten Anlegern i.S. Securenta AG, Tochter und Herzstück der Göttinger Gruppe, abgewiesen.


Die Klagen gegen einen ehemaligen Vorstand der Gesellschaft seien nicht konkret genug für eine Verurteilung, sagte eine Sprecherin des Gerichts.


Kritiker monieren, die Klagen hätten von vorneherein keine Aussicht auf Erfolg gehabt, die Anwälte hätten über Gebühren nur noch einmal Kasse mit den Anlegern machen wollen.


Ein Zeitungsartikel hat geprellte Anleger verwirrt. Darin wurde einer Anwaltskanzlei vorgeworfen, zu Lasten ihrer Mandanten Gebühren zu schinden.


Werfe ich schlechtem Geld gutes hinterher? Das fragen sich viele geprellte Anleger, wenn sie überlegen, mit Hilfe eines Anwalts die Verantwortlichen auf Schadensersatz zu verklagen. Kein Wunder, dass Anleger der Göttinger Gruppe von einer Meldung in einer Göttinger Tageszeitung aufgeschreckt wurden. Anwälten wurde darin vorgeworfen, sie würden in Sachen Göttinger Gruppe Gebühren schinden.


Was war passiert?


Anwälte der Kanzlei Müller Boon Dersch aus Jena haben beim Landgericht Göttingen rund 1500 Haftungsklagen gegen zwei ehemalige Manager der Göttinger eingereicht. Mit den so genannten Durchgriffsklagen wollen die Anwälte erreichen, dass die beiden ehemaligen Mitglieder der Unternehmensführung mit ihrem privaten Vermögen für die entstandenen Schäden haften.


In einer mündlichen Verhandlung für acht der Verfahren am 7. August 2008 stellten die Jenaer Anwälte aber keinen Antrag im Namen ihrer Mandanten. Dadurch führten die Anwälte bewusst herbei, dass die Klage von dem verhandelnden Richter als unbegründet abgewiesen wurde. Juristen nennen diese Taktik "Flucht in die Säumnis". Die Anwälte können jetzt Einspruch gegen die Säumnisurteile einlegen und dann findet ein neuer Verhandlungstermin statt.


Den Juristen wurde vorgeworfen, mit diesem Verhalten doppelt kassieren zu wollen – zunächst Gebühren für die erste Verhandlung am 7. August und dann ein zweites Mal für den neu anberaumten Verhandlungstermin.


Die Anwälte wehren sich entschieden gegen diesen Vorwurf. Das Vorgehen sei aus taktischen Gründen gewählt worden, weil der Richter eine beantragte Fristverlängerung abgelehnt habe, sagt Ralf Böhm von der Jenaer Kanzlei: "Wir verdienen damit kein Geld."


Klaus-Dieter Mack, Rechtsexperte, will zwar das Verhalten der Anwälte in dem konkreten Fall nicht kommentieren, bestätigt aber indirekt deren Erklärung. Ganz allgemein gelte: "Die Flucht in die Säumnis ist meist eine taktische Maßnahme, um Zeit zu gewinnen. Rechtsanwälten entsteht so kein finanzieller Vorteil, weil sie dafür keine Gebühren berechnen können, es sei denn, sie treffen Sonderabsprachen mit Mandanten." Anwälte, so der Experte, wenden die Flucht in die Säumnis meist an, wenn sie in der Verhandlung unvorbereitet mit neuen Erkenntnissen konfrontiert werden.


Die vor dem Landgericht Göttingen verhandelten Klagen richteten sich gegen Erwin Zacharias und Bodo Steffens. Erwin Zacharias gehört zu den Gründern der Göttinger Gruppe und saß zuletzt im Aufsichtsrat des betrügerischen Finanzkonzerns. Zacharias war nach dem Zusammenbruch der Göttinger Gruppe wegen Steuerhinterziehung gesucht und zunächst verschwunden, wurde aber im Juli 2007 auf der Flucht am Amsterdamer Flughafen Schiphol von der dortigen Polizei gefasst und den deutschen Behörden übergeben. Er war auf dem Weg nach Kanada.


"Der Insolvenzverwalter hat eindringlich davor gewarnt, juristisch gegen die ehemaligen Vorstände vorzugehen - die haben sich bereits vor Jahren aus der persönlichen Haftung begeben", sagt Volker Pietsch, Chef des Deutschen Instituts für Anlegerschutz.
"Anwälte, die trotzdem klagen, müssen sich nicht wundern, wenn ihnen vorgeworfen wird, dass sie nicht die Interessen der Anleger im Blick haben, sondern ihr eigenes wirtschaftliche Interesse im Vordergrund steht."


Der Bundesverband verbraucherorientierter Wirtschaftsberatungs-unternehmen - procon e.V. warnt bereits seit 1996 vor den Angeboten der Göttinger Gruppe - fast ebensolange aber auch vor sog. "Anlageanwälten", wie z.B. dem Grünwalter Winkeladvokaten Martin Arendts, die sich in solchen Fällen leider immer wieder als "Leichenfledderer" erwiesen haben, die ihren bereits einmal betrogenen Mandanten nochmals Geld für völlig sinnlose Prozesse abknöpfen.


Viel Freude bei der Vermehrung der gewonnenen Einsichten,
wünscht Ihnen Ihr Finanzscout

Klaus J. P.-Kilfitt

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procontra© - kritische Informationen für aufgeklärte Verbraucher

Samstag, 14. Juni 2008

Rürup-Rente doch pfändbar ?

Ein hartes BGH-Urteil erschüttert deutsche Unternehmer: Im Falle einer Firmenpleite kann der Insolvenzverwalter auf die komplette private Altersvorsorge der Selbstständigen zugreifen.


Gründlich aufgeräumt hat der Bundesgerichtshof (BGH) in Karlsruhe mit einem Märchen, dem Unternehmer so gern Glauben schenkten. In einem Urteil vom November 2007, das vor kurzem erst veröffentlicht wurde, stellten die Richter klar, dass private Versicherungs- und Vorsorgerenten von Selbstständigen und Freiberuflern im Falle einer Insolvenz keinerlei Pfändungsschutz genießen (Az. IX ZB 99/05). Dies gelte für Unfall- und Berufsunfähigkeitsversicherungen sowie für die gesamte private Altersvorsorge. Auch die sogenannte Rürup-Rente sei davon betroffen, erklärt der Münchner Rechtsanwalt Johannes Fiala, obwohl diese Verträge von den Versicherungsmaklern bislang als pfändungssicher angepriesen worden seien.


Selbstständige weniger schutzbedürftig!

Auch Geschäftsführer, die von ihrem Unternehmen die Zusage für eine betriebliche Altersvorsorge haben, dürfen sich nicht länger in Sicherheit wiegen. Bei einer Unternehmenspleite habe der Insolvenzverwalter auf die Versorgungsverträge direkten Zugriff. Das Gleiche gelte sogar für Rückdeckungsversicherungen, sagt Fiala. Selbst wenn die Rückdeckungspolice an den Geschäftsführer verpfändet sei, stelle dies überhaupt kein Hindernis dar. Der Grund für das harte Urteil: Selbstständige und Freiberufler seien aufgrund ihrer höheren Erwerbschancen in geringerem Maße schutzbedürftig, fanden die Karlsruher Richter.


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Klaus J. P.-Kilfitt

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Freitag, 16. Mai 2008

Verbraucherverarschung mit der "Deutschland RENTE"

Der Düsseldorfer Versicherungskonzern ARAG stellt offenbar derzeit sein Vertriebskonzept von der qualitativ hochwertigen Vermittlung und Beratung über Makler auf Ramschvertrieb über die Ladentheke um. So versucht die ARAG Lebensversicherungs-AG gemeinsam mit ihren Konsortialpartnern ONTOS Lebensversicherung AG und RheinLand Lebensversicherung AG seit Ende März diesen Jahres, ihre sogenannte 'Deutschland RENTE' über den Discounter Plus an den Kunden zu bringen. Mit den Worten "Einkaufen und vorsorgen in einem" will man dem Kunden vorgaukeln, er könne durch Konsum seine Rente sichern.


Und so soll das funktionieren: Der monatliche Mindestbeitrag von 19,90 € wird in den UBS Global Allocation Fund investiert. Ein Fonds jener Investmentbank, die Dank einer Reihe von Fehlspekulationen im vergangenen Jahr bereits weit über 10 Mrd. Euro abgeschrieben hat ! Möglicherweise nur die Spitze des Eisbergs – denn der Fonds selbst hatte im Jahr 2007 einen Verlust von 1,7% zu beklagen.


Neben diesem wahrlich grandiosen Fonds erhält der Kunde der Deutschland RENTE auch eine MasterCard der Santander Consumer Bank. Von den mit dieser Karte getätigten Umsätzen fließt ein halbes Prozent in den Rentenvertrag. Ab dem dritten Jahr wird für die Karte eine Jahresgebühr von fünf Euro fällig. Zahlt der Kunde den offenen Betrag auf seinem Kreditkartenkonto in Raten zurück, wird aktuell ein Zinssatz von satten 13,98% in Rechnung gestellt. Anstatt der Rente sichert man sich so eher den Schuldenberater. Zusätzlich zu den Kreditkartenumsätzen zahlen einzelne Partner bis zu 10% Bonus auf das Rentenkonto, wenn der Kunde über die Intemetseite der Deutschland RENTE bei ihnen einkauft.


Um den Kunden die Sache schmackhaft zu machen, schreckt die ARAG auch vor zweifelhafter Werbung nicht zurück: Geworben wird bspw. mit über 180 Shopping-Partnern. Auf der Internetseite finden sich jedoch bislang gerade mal 40. Die Werbung für diese Mogelpackung suggeriert hohe Zusatzleistungen aus Kreditkartenumsatz und Bonusprogramm. Die Realität sieht anders aus: Nimmt man an, ein Kunde zahlt den Mindestbeitrag von 19,90 € im Monat, dann müßte er für rund 80.000 € Kreditkartenumsätze tätigen und noch mal für rund 5.000 € im Internet einkaufen, um die in der Werbung dargestellten Dimensionen zu erreichen. Für Paris Hilton möglicherweise ein interessantes Programm – für den deutschen Durchschnittsverdiener hingegen eher nicht. Für den sieht die Rechnung nämlich etwas anders aus: Für einen 35-jährigen, der 30 Jahre lang in die Deutschland RENTE einzahlt und einen jährlichen Kreditkartenumsatz von 10.000 € einbringt, macht der durch den Bonus generierte Betrag gerade mal ca. 14 € im Monat aus – falls sich der Fonds gut entwickelt. Rechnet man die Inflation heraus, sind das immerhin noch eine Bratwurst und ein Bier.
"Tatsächlich eröffnet sich hier ein Konsumdruck, der zahlreiche Verbraucher in die Schuldenfalle und damit in die Altersarmut drängen kann. Man möchte die Anbieter fast zwingen, pro tausend abgeschlossene Verträge einen öffentlichen Schuldenberater zu finanzieren. Wirklich verdienen tun nur die Versicherer und die Shoppingpartner durch die Marketing-Offensive", kritisiert Lilo Blunck, Vorstandsvorsitzende des Bundes der Versicherten (BdV) dieses unsägliche Produkt mit erfreulich deutlichen Worten.


Aber es kommt noch besser: Die ARAG wirbt in einer Broschüre mit einem Vergleich der Ratingagentur Morgen & Morgen vom 8. Februar 2008, der die Deutschland RENTE gleich auf den ersten drei Plätzen zeigt.
Auf Nachfrage zeigte sich Morgen & Morgen überrascht: "Wir haben einen solchen Vergleich nie erstellt. Die Deutschland RENTE der ARAG-Versicherung war uns zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt. Derzeit prüfen wir die Werbebroschüre und werden gegebenenfalls rechtliche Schritte gegen die Anbieter einleiten", verrät Joachim Geiberger, Inhaber und Geschäftsführer des unabhängigen Analysehauses Morgen & Morgen.


Ein Skandal, wie hier ein alteingesessener Versicherer sein positives Image leichtfertig verspielt, indem er jegliche Seriosität zu Gunsten schneller Umsätze über Bord wirft!


Viel Freude bei der Vermehrung der gewonnenen Einsichten,
wünscht Ihnen Ihr Finanzscout

Klaus J. P.-Kilfitt

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procontra© - kritische Informationen für aufgeklärte Verbraucher

Mittwoch, 2. April 2008

Die Abgeltungssteuer kommt !

Die neue Pauschalsteuer auf Zinsen und Aktiengewinne,
die ab 2009 eingeführt wird, wirft ihre Schatten voraus.


Für Sparer, die eine Nichtveranlagungsbescheinigung (NV-Bescheinigung) haben, ändert sich allerdings nichts.


Ab 1. Januar 2009 gilt: 25 Prozent Steuer zuzüglich Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls Kirchensteuer auf alles.


So viel Abgeltungsteuer zieht die Bank für den Fiskus auf alle Kapitalerträge wie Zinsen, Dividenden und Kursgewinne ein. Gleichzeitig entfällt die bisherige Zinsabschlagsteuer.


Rentner, Studenten oder Geringverdiener mit einer gültigen NV-Bescheinigung haben aber nach wie vor die Chance, der Abgeltung durch den Staat zu entgehen.


Das Finanzamt stellt die Bescheinigung auch nach Einführung der Abgeltungsteuer jedem aus, der keine Einkommensteuer zahlen muss.


Bleibt also das zu versteuernde Einkommen abzüglich Werbungskosten und Sparer-Pauschbetrag unter dem so genannten Grundfreibetrag von 7664 Euro für Alleinstehende (Ehepaare 15.328 Euro), verzichtet die Bank auf einen direkten Steuerabzug und das Finanzamt für die nächsten drei Jahre auf eine Steuererklärung.


Der Antrag ist leicht auszufüllen: Es sind lediglich Angaben zum voraussichtlich zu versteuernden Einkommen zu machen.


Wer die NV-Bescheinigung in den Händen hat und der Bank vorlegt, dem zahlt das Kreditinstitut die Kapitalerträge grundsätzlich steuerfrei aus – und zwar auch dann, wenn sie ab 2009 den Sparer-Pauschbetrag überschreiten.


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Klaus J. P.-Kilfitt

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Freitag, 14. März 2008

Zusammenbruch des US-Finanzsystems ?

Washington fährt alle Geschütze auf, um einen Zusammenbruch des Finanzsystems abzuwenden. US-Finanzminister Henry Paulson will den Hypothekenmarkt reformieren.

Die Notenbank wird die Zinsen senken und womöglich Ramschpapiere aufkaufen.

Nach Informationen der Financial Times wird die US-Notenbank Fed alles tun, um eine Rezession der größten Volkswirtschaft der Welt abzuwenden und den Vereinigten Staaten ein Schicksal wie Japan in den 90-er Jahren zu ersparen. Japan litt jahrelang unter einer Deflation

Unterstützt werden die Währungshüter vom Weißen Haus. Finanzminister Paulson wird am Donnerstag neue Maßnahmen vorstellen. Mit einem Reformpaket will er den Hypothekenmarkt krisenfester machen.

Die Fed und das Weiße Haus versuchen damit, beruhigend auf die Anleger einzuwirken

Bisher haben die Zinssenkungen, die geldpolitischen Stützungsaktionen und auch ein milliardenschweres Konjunkturprogramm nicht die Nervosität dämpfen können. Als besonders besorgniserregend werden die Schieflage mehrerer Hedge-Fonds und die immensen Verluste der staatlichen Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac gewertet.

Banken und Wertpapierhändler drängen deshalb darauf, dass die Notenbank Problemkredite und Ramschpapiere aufkauft – und damit der Kapitalnot der Finanzinstitute ein Ende bereitet.

Finanzminister Paulson wird am Donnerstagnachmittag Vorschläge der President’s Working Group on Financial Markets präsentieren.

In einem Interview sagte Paulson: “Wir haben alle Fehler gemacht. Wir heben deshalb niemand heraus. Auch die Aufsicht hat Fehler gemacht.”
Paulsons Pläne sehen vor, die Aufsicht über Hypothekenanbieter und -makler zu verschärfen. Angestrebt werden landesweite Lizenzierungsstandards.
Die Ratingagenturen sollen aufgefordert werden, die Bewertungen von strukturierten Produkten stärker von denen normaler Anleihen abzugrenzen.

Die Emittenten von hypothekenbesicherten Wertpapieren sollen dazu verpflichtet werden, mehr über die Due Diligence – das bedeutet die Überprüfung – der Kreditrisiken mitzuteilen. Zudem sollen die Eigenkapitalstandards Basel II überarbeitet werden.
So soll gewährleistet werden, dass die Banken bei Verbriefungen und Auslagerungen in Zweckgesellschaften ausreichend Kapital auf ihren Bilanzen halten und auf ihre Liquidität achten.

Die US-Notenbank Fed hat den Leitzins seit Mitte September um 225 Basispunkte gesenkt und mit neuen geldpolitischen Instrumenten wie den “Term Auction Facilities” (TAFs) und “Term Securities Lending Facilities” (TSLF) für zusätzliche Liquidität gesorgt. Marktteilnehmer hoffen darauf, dass Fed-Chef Ben Bernanke nachlegt.

Auf der Zinssitzung kommende Woche wird mit einer Senkung um weitere 75 Basispunkte gerechnet. Doch auch weitere geldpolitischen Stützungsaktionen werden als wahrscheinlich angesehen.

Die Anleger stützen ihre Hoffnungen auf eine Rede Bernankes vom November 2002.

In einem Vortrag mit dem Titel “Deflation: Making Sure it doesn’t happen here” schilderte der Notenbankchef, wie eine Krise abgewendet werden kann. “Wenn sich die Fundamentaldaten der Wirtschaft plötzlich verschlechtern, sollte die Notenbank früher und aggressiver als üblich die Zinsen senken”, sagte Bernanke damals.

Wenn die Finanzstabilität bedroht ist, sollte die Fed das Diskontfenster und andere Mittel nutzen, wie sie es bereits während des Aktiencrashs von 1987 und den Terroranschlägen vom 11. September getan hat.”

Viel Freude bei der Vermehrung der gewonnenen Einsichten,
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Klaus Kilfitt


Göttinger Gruppe: Anleger sollen leer ausgehen

Im Insolvenzverfahren der Securenta Göttinger Immobilienanlagen und Vermögensmanagement AG, einer Gesellschaft der Göttinger Gruppe, sollen die Anleger offenbar leer ausgehen. Nach Angaben der auf Kapitalanlagerecht spezialisierten Kanzlei KWAG aus Bremen und Hamburg, steht der Insolvenzverwalter Peter Knöpfel auf dem Standpunkt, dass alle Anleger, die sich an der Göttinger Gruppe / Securenta AG beziehungsweise an den Tochtergesellschaften beteiligt haben, keine Forderungen im Insolvenzverfahren anmelden können.


"Er begründet das damit, dass der Anleger bei der Göttinger-Gruppe wie ein 'normaler' Geldgeber zu behandeln sei, der in einer Unternehmenskrise eben auf seine Einlage verzichten müsse", sagt KWAG-Rechtsanwalt Jan-Henning Ahrens. Dies sei schlicht und ergreifend ein Skandal: „Es kann nicht sein, dass insolvenz-rechtliche, gläubigerschützende Vorschriften zu Lasten der Anleger ausgelegt werden.“ Letztlich seien alle Anleger tatsächlich Gläubiger der Securenta AG beziehungsweise der Göttinger Gruppe und könnten deshalb Schadenersatzansprüche wegen unrichtiger Aufklärung über das Anlageprodukt verlangen.


Der Insolvenzverwalter führt laut Ahrens die Rechtssprechung zum so genannten „Eigenkapital ersetzenden Darlehen“ ins Feld. Das sind Finanzspritzen, die ein Gesellschafter seinem eigenen oder einem anderen mit ihm verbundenen Unternehmen gewährt, um es in der Krise zu stützen. Es handle sich dabei aber um einen echten unternehmerischen Vorgang, „der mit dem eigentlichen Geldanlageprodukt bei der Göttinger Gruppe/Securenta AG nun überhaupt nichts zu tun hat“.


Für Rechtsanwalt Jan-Henning Ahrens, dessen Kanzlei mehrere hundert Anleger der Göttinger Gruppe vertritt, werden dabei „Äpfel mit Birnen“ verglichen: „Es dürfte sich hier möglicherweise um eine eklatante Gesetzeslücke handeln, da die Anleger der Göttinger Gruppe zwar formal juristisch vergleichbar sind mit so genannten ‚partiarischen Darlehensgebern’, gleichwohl die Anwendung dieser Rechtssprechung dazu führen würde, dass man die Anleger ein zweites Mal im Regen stehen lässt.“


Anleger der Göttinger Gruppe würden quasi gleichgestellt mit Gesellschaftern, die in einer Krise in ihr Unternehmen Geld pumpen. Sie würden behandelt, wie ein Mitunternehmer, der über die Geschicke der Gesellschaft mitbestimmen kann, wie ein ganz normaler Gesellschafter, der unter Umständen in Kauf nehmen muss, dass sein Kapital letztlich für die Gläubigerbefriedigung drauf geht. „Diese Situation ist aber in keiner Weise mit der von Anlegern vergleichbar“, sagt Rechtsanwalt Ahrens. „Hier ist es Sache der Auslegung der gesetzlichen Vorgaben im Rahmen des Insolvenzverfahrens, dem Anleger, wenn auch nur quotal, Befriedigung zu verschaffen.“


Unabhängig von der rechtlich schwierigen Frage, ob die Auffassung des Insolvenzverwalters richtig ist, bleibe festzustellen, dass die Anleger der Göttinger Gruppe wieder Mal mit juristischen Spitzfindigkeiten aufs Glatteis geführt werden sollen. Tatsächlich habe keiner der Anleger in irgendeiner Weise beabsichtigt, Mitunternehmer der Göttinger Gruppe oder der Securenta AG zu werden: „Im Gegenteil - die Anleger wollten einfach ihr Geld anlegen, das aufgrund der blumigen Versprechungen der Securenta-Initiatoren und der für sie tätig gewordenen Vermittler nicht nur als absolut sicher dargestellt wurde, sondern vor allem als ein extrem renditeträchtiges Anlagegeschäft.“ In der Vergangenheit habe sich in einer Vielzahl von Fällen gezeigt, dass diese Versprechungen im Nachhinein nichts als Verkäufergerede gewesen sind. „Die Dummen sind wieder mal die Anleger, die Initiatoren der Anlage haben profitiert“, sagt KWAG-Rechtsanwalt Ahrens.


Alle Anleger, die sich mit der Auskunft des Insolvenzverwalters nicht zufrieden geben wollen, sollten prüfen, ob eine Feststellungsklage auf Eintragung ihrer Forderung in der Insolvenztabelle möglich ist.


Der Bundesverband verbraucherorientierter Wirtschaftsberatungs-unternehmen - procon e.V. warnt bereits seit 1996 vor den Angeboten der Göttinger Gruppe.


Viel Freude bei der Vermehrung der gewonnenen Einsichten,
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Klaus J. P.-Kilfitt

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procontra© - kritische Informationen für aufgeklärte Verbraucher

Freitag, 11. Januar 2008

Mogelpackung Riesterrente

Am 10. Januar berichtete das ARD-Magazin 'Monitor' kritisch über die Riesterrente und entlarfte sie als das, was Experten schon lange wissen und worauf Verbraucherschützer schon seit Jahren hinweisen: Diese vom Staat massiv beworbene Form der Altersvorsorge ist in vielerlei Hinsicht eine Mogelpackung.


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Moderatorin Sonia Mikich:
"Willkommen und gleich zu Anfang eine wenig bekannte Sachlage. Wie Sie wissen werben Banken, Versicherungen und natürlich die Politiker mit der Riester-Rente. Auch für gering Verdienende soll sich das lohnen. Im Alter gibt es dann auf die schmale staatliche Rente etwas oben drauf. Leider nicht ganz so einfach. Was selbst Experten nicht wissen: wer Pech hat, der spart mit seinem Riester-Vertrag nicht für den eigenen Lebensabend, sondern fürs Sozialamt.


Ingo Blank und Dietrich Krauß untersuchen die Zahlen - und auch die maue Beratung der Anbieter der Riester-Renten."

Werbespot der Bundesregierung:
"Hallo, schon mal was von der Riester-Rente gehört?"
"Ja! Die soll ja die langfristig vorgesehene moderate Absenkung des Rentenniveaus der zukünftigen Rentner in der gesetzlichen Rentenversicherung kompensieren. Ich "Riester" jetzt auch!"


Auch Kirsten Fromm hat der Werbung geglaubt, mit einer Riester-Rente könne sie nichts verkehrt machen. Wegen der Kinder arbeitet die 42-jährige Teilzeit. Aber die 20 Euro für die Riester-Rente hat sie trotzdem jeden Monat auf die Seite gelegt, auch wenn es ihr häufig schwer fiel.


Kirsten Fromm:
"Ich habe den Riester-Vertrag damals abgeschlossen, weil meine zu erwartende Rente sehr gering sein wird. Ich bin alleinstehend und ich wollte auf jeden Fall etwas haben, was ich zusätzlich zu meiner Altersrente obendrauf gezahlt bekomme."
Sie war überzeugt, dass sich die Riester-Rente in jedem Fall lohnt. Dann ergaben ARD-Recherchen, dass sie im Alter möglicherweise von ihrer sauer ersparten privaten Riester-Rente gar nichts hat. Und das ist der Zusammenhang:


Wer so wenig gesetzliche Rente bekommt, dass er davon nicht leben kann hat Anspruch auf staatliche Hilfe. Die so genannte Grundsicherung, also die Sozialhilfe im Alter. Hat er aber privat mit Riester vorgesorgt, so gibt es Riester nicht obendrauf, sondern der Staat zahlt entsprechend weniger Zuschuss zum Lebensunterhalt und Riester spart dem Sozialamt Kosten.
Der Wirtschaftsweise und Vater der Rentenreform Bert Rürup bestätigt das Problem und gibt jetzt zu, dass da wohl etwas schief laufe und korrigiert werden müsse.


Prof. Bert Rürup, Vorsitzender des Sachverständigenrates:
"Ein Problem bei der Riester-Rente besteht darin, dass ja ... die Auszahlungen auf die Grundsicherung im Alter angerechnet werden. Und das bedeutet für Geringverdiener, die erwarten, dass sie ja auf die Grundsicherung im Alter angewiesen sein werden, dass es für die durchaus rational ist eben, keinen Riester-Vertrag abzuschließen, so generös sie auch immer gefördert ist."
Wir fragen an beim VdK, dem Interessensverband der kleinen Leute. Der Vorsitzende Walter Hirrlinger hatte bislang ohne Einschränkung zum Riester-Sparen aufgerufen, weil er, wie auch viele andere Fachleute den Sachverhalt nicht kannte.


Walter Hirrlinger, Sozialverband VdK:
"Ich glaubte, das ist gar nicht so. Und die meisten, die eine Riester-Rente abschließen, glauben das auch nicht. Sonst würden sie die Riester-Rente nicht abschließen."
Hirrlinger will es jetzt genau wissen. Wer ist von dem Problem eigentlich betroffen, ein paar wenige oder viele? Er fragt nach bei der Deutschen Rentenversicherung. MONITOR liegt das Papier exklusiv vor. Die brisante Modellrechnung: Schon für einen Durchschnittsverdiener lohnt sich Riester nicht, nämlich dann, wenn er 2030 in Rente geht und nicht mehr als 32 Jahre voll in die gesetzliche Rentenkasse eingezahlt hat. Das Problem betrifft also keine kleine Minderheit. Das Fazit der Rentenversicherung:




Zitat: "Je weniger Beitragsjahre ein Versicherter hat und je geringer in dieser Zeit seine Beiträge sind, desto weniger lohnt sich "Riestern".



Wir gehen mit dem brisanten Papier zu Prof. Winfried Schmähl, einem der prominentesten Renten-Experten. Nach seiner Einschätzung könnte sich die private Riester-Rente in 15 bis 20 Jahren für Hunderttausende, möglicherweise für Millionen als Fehlinvestition herausstellen. Der Grund: Der Abbau des gesetzlichen Rentensystems.


Prof. Winfried Schmähl, ehem. Regierungsberater:
"Angesichts des sinkenden Leistungsniveaus in der gesetzlichen Rentenversicherung und der verringerten Möglichkeiten Ansprüche zu erwerben, zum Beispiel aufgrund von lang andauernder Arbeitslosigkeit werden wir wohl davon ausgehen können ... müssen ... leider, dass die Zahl sich deutlich erhöht und dann in die Millionen geht. Derjenigen, die tatsächlich dann Grundsicherung benötigen und für die die Riester-Förderung gewissermaßen sich in Luft auflöst."
Heute privat "Riestern", damit der Staat morgen Milliarden bei den Sozialleistungen einsparen kann? Kirsten Fromm wusste von diesem Zusammenhang nichts und wurde von ihrem Versicherungsberater auch nicht darauf hingewiesen.


Kirsten Fromm:
"Das wurde mir nie erzählt. Und hätte ich das damals gewusst, hätte ich die Riester-Rente mit Sicherheit nie abgeschlossen."
MONITOR macht die Probe aufs Exempel. Bei der größten Versicherung, beim größten Versicherungs-Beratungsunternehmen und einer führenden Bank. Wir geben uns aus als typischer Geringverdiener, alleinstehend mit Kindern. Nirgends werden wir auf das Problem hingewiesen. Auszüge aus unseren Gesprächsprotokollen:


Das Versicherungs-Beratungsunternehmen:
Das kriegen Sie dann on top. Das kann Ihnen nicht weggenommen werden. Da hat der Staat sich selbst einen Riegel vorgeschoben.


Die Versicherung:
Riester ist Ihnen sicher. Das bekommen Sie auf jeden Fall dazu, egal ob Hartz IV oder Sozialhilfe.


Und die Landesbank:
Der Staat darf nicht sagen, ich zahle im Alter weniger Sozialhilfe wegen Riester, das kommt auf jeden Fall oben drauf.


Wirklich nur Einzelfälle und Unwissenheit der Berater, wie Banken und Versicherungen uns sagen? Oder gezieltes Verschweigen. Aufschlussreich ist die Antwort der BW Bank, warum in der Regel nur auf die Vorteile, nicht aber auf die Nachteile hingewiesen wird.




Zitat: "Gesetzgeber und Produktanbieter trennen diese Themen strikt, da es nicht deren Zielsetzung entspricht."



Falschberatung mit System? Wird das Problem Altersarmut bewusst ausgeblendet?


Prof. Winfried Schmähl, ehem. Regierungsberater:
"Entweder hat man das ... das wär' dann natürlich das Schlimmste, bewusst verschwiegen oder man wollte es einfach nicht wahrhaben, weil eben eine ganz bestimmte Politik durchgesetzt werden sollte. Und dieses wäre im Hinblick auf die Durchsetzbarkeit natürlich sehr störend gewesen."
Unter der Überschrift Altersarmut vorbeugen fordert der Vorsitzende des Sachverständigenrates Rürup jetzt die gesetzliche Mindestrente. Wer "Riestert" müsse das Geld in jedem Fall später zusätzlich in der Tasche haben. Er warnt.


Prof. Bert Rürup, Vorsitzender des Sachverständigenrates:
"Die Akzeptanz eines Rentensystems schwindet in dem Maß, indem für langjährig Versicherte durch Beiträge erworbene Anwartschaften keine hinreichende Distanz eben zur Grundsicherung haben. Das ist das Problem und da muss man sich beschäftigen mit."
Wir gehen mit unseren Fragen zu Olaf Scholz von der SPD, dem verantwortlichen Arbeits- und Renten-Minister. Ein Kamera-Interview hatte er abgelehnt. Schriftlich heißt es, MONITOR habe ein falsches Verständnis vom Sozialstaat und vom Begriff Gerechtigkeit. Wir versuchen es noch einmal.


Reporterin:
"Warum klären Sie die Leute nicht auf, gerade die Geringverdiener? Warum beantworten Sie die Frage nicht?"


Und - wir werden abgedrängt.


Kirsten Fromm:
"Ich bin wirklich böse darüber, dass auch gerade Werbung betrieben wird mit Frauen natürlich, die Geringverdiener sind. Das heißt aus der Branche kommen wie zum Beispiel Friseurinnen und Verkäuferinnen, die auch genauso wie ich überhaupt nichts von der Riester-Rente haben werden."


Werbespot der Bundesregierung:
"Die soll ja die langfristig vorgesehene moderate Absenkung des Rentenniveaus der zukünftigen Rentner in der gesetzlichen Rentenversicherung kompensieren."
Aber genau das stimmt für viele nicht!


Sonia Mikich:
"Die deutsche Rentenversicherung hat heute Nachmittag reagiert und beschwichtigt. Viele Menschen hätten im Alter zusätzliche Einkommen, etwa aus Zinserträgen oder Mieten. Stimmt. Doch gerade Geringverdiener haben genau das meist nicht, weder vorm noch im Rentenalter."

Quelle:
http://www.wdr.de/tv/monitor/beitrag.phtml?bid=928&sid=175


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Der Bundesverband procon e.V. mahnt schon seit Einführung dieses verkorksten Altersvorsorgemodells zur Vorsicht und empfiehlt, sich nicht von bunten Werbefilmchen und vordergründig verlockenden Steuervorteilen blenden zu lassen. Riesterverträge sind zur Alterssicherung nur sehr bedingt geeignet. Für die meisten Bundesbürger gibt es wesentlich attraktivere Angebote.


Viel Freude bei der Vermehrung der gewonnenen Einsichten,
wünscht Ihnen Ihr Finanzscout

Klaus J. P.-Kilfitt

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