Montag, 22. Dezember 2008

Anlegen in Krisenzeiten

Anlegen in Krisenzeiten ist schwierig – selbst Experten sind vorsichtig mit Prognosen


Rien ne va plus, nichts geht mehr, sagt der Croupier im Spielkasino, während die Roulette-Kugel noch über die Zahlen hoppelt. Viele Anleger hätten einen Vertreter dieser Spezies in den vergangenen Monaten ohne weiteres als Depotverwalter einsetzen können, denn 2008 funktionierte an den Börsen so gut wie nichts. Aus dem abgelaufenen Anlagejahr mit einem Plus hinauszukommen, war selbst für Profis nahezu ein Ding der Unmöglichkeit. Selbst Anleger mit einem ausgewogenen, breit gestreuten Portfolio aus Anleihen, Aktien, Rohstoffen, Immobilien und Beteiligungsfonds bekamen den Niedergang deutlich zu spüren.


Alles ist gefallen oder abgestürzt, außer Staatsanleihen – und Gold


Sicherheit war den meisten Anlegern zuletzt so wichtig, dass sie am Anleihenmarkt, abzüglich Inflation, sogar Realrenditen nahe einem Prozent akzeptierten. Hauptsache, das Geld ist noch da und verfügbar, wenn man es braucht. Dass daneben ausgerechnet mit dem Edelmetall Gold der Kapitalerhalt möglich war, lässt tief blicken.


Denn Gold ist im Prinzip Anti-Geld und Anti-Wertpapier zugleich


Es profitiert immer dann, wenn das Vertrauen der Anleger in die wichtigen Währungen, also Dollar und Euro, schwindet und auch die sicheren Alternativen, also Termingelder und Staatspapiere, wenig Zinsen bringen. Denn Investments in Barren, Münzen oder entsprechend hinterlegten Fonds und Zertifikaten sind totes Kapital, in irgendwelchen Tresoren lagernd und dem Kapitalmarkt entzogen.


In kaum einem Anlagesegment ist jedoch die Nachfrage so sprunghaft gestiegen wie in dem für Edelmetalle. Münzhändler sind auf Wochen hinaus ausverkauft, Wertpapieranbieter kommen mit der Hinterlegung verkaufter Titel kaum nach.


Für 2009 hoffen zwar viele Investmentexperten auf Besserung, doch seit die Finanzkrise auf die Realwirtschaft durchgeschlagen hat, trauen sich die wenigsten noch exakte Prognosen zu. In Deutschland überbieten sich Forschungsinstitute und Bankvolkswirte derzeit mit Schrumpfungs-Vorhersagen. Zwischen minus einem und minus vier Prozent bewegt sich das muntere Rätselraten.


Aktienmarkt als Roulette-Spiel


Die Spannbreite ist so groß, dass es fast unmöglich ist, darauf aufbauend sinnvolle Prognosen für die Börsen zu erarbeiten. Klaus Zimmermann, Chef des DIW, schlug sogar vor, gleich gänzlich auf Konjunkturprognosen zu verzichten. Nicht, dass die Prognostiker in den vergangenen Jahren besonders treffsicher gewesen wären.


Vor allem bei Vorhersagen zum Aktienmarkt lag das Gros der Analysten daneben. Dass aber jetzt nicht einmal mehr Trendforscher wie Zimmermann einen Blick in die Zukunft wagen, sollte eine Warnung sein.


Für manche gleicht vor allem der Aktienmarkt derzeit auch deshalb einem Roulette-Spiel, weil die Tagesauschläge nach oben wie unten ein zuvor nie gekanntes Maß erreicht haben.


Viel hängt in den nächsten Monaten davon ab, ob und wie sich die weltweit geschnürten Konjunkturpakete auswirken. Allein die Hilfen, die in den USA, Japan, China und der Europäischen Union zusammengestrickt wurden, belaufen sich auf fast zwei Billionen Dollar. Das sind 3,5 Prozent der Weltwirtschaftleistung eines Jahres, wie die Bremer Landesbank berechnet hat.


Nachdenklich stimmt, dass die bislang global schon gestemmten Notfallpakete und Bürgschaften von Notenbanken und Regierungen für den Finanzsektor und andere – immerhin elf Billionen Dollar oder knapp ein Fünftel der Jahreswirtschaftsleistung – den Niedergang kaum aufhalten konnten.


In den Ausblicken vieler Anlagestrategen finden sich daher zwei Grundszenarien: Eines mit anhaltender Deflation, für den Fall, dass die milliardenschweren Maßnahmen nicht greifen. Dies würde einhergehen mit sinkenden Preisen und Löhnen sowie hoher Arbeitslosigkeit. Die Menschen können nicht mehr genügend konsumieren, um die auf Wachstum getrimmte Wirtschaft am Laufen zu halten. In dieser Phase dürften Staatsanleihen und Gold die besten Anlage-Alternativen sein.


Das zweite Szenario ist das einer kurzen Deflation, die anschließend im Zuge der laxen Geld- und Fiskalpolitik in Inflation oder sogar in eine Hyperinflation umschlägt.


Bei diesem Szenario hängt der Anlageerfolg davon ab, in welchen Märkten die Preissteigerungen am ehesten durchbrechen. Ist absehbar, dass die Wirtschaft wieder in Gang kommt, profitieren in der Regel der Rohstoff- und der Aktienmarkt. Doch wann genau ein guter Einstiegszeitpunkt sein könnte, wissen nicht einmal die Auguren: So trommelte Warren Buffett Mitte Oktober zum Einstieg in den US-Aktienmarkt: “Buy american, I am”, ließ die Investmentlegende wissen. Seitdem hat der Dow Jones weitere gut neun Prozent verloren.


Buffett hat einen noch berühmteren Vorgänger: Im November des Krisenjahres 1929, mit dem die heutige Lage gern verglichen wird, kündigte Ölmagnat John D. Rockefeller an, wieder Aktien kaufen zu wollen. Doch Rockefeller war zu früh. Zwar hatten die Kurse von US-Aktien seit dem Schwarzen Freitag im Oktober 1929 ein vorläufiges Tief erreicht. Aber in den folgenden beiden Jahren halbierten sie sich noch zweimal.


Klaus J. P.-Kilfitt, Anlagespezialist und Vorstandsmitglied des Bundesverbandes verbraucherorientierter Wirtschaftsberatungsunternehmen – procon e.V., der bereits seit 2007 vor dem Absturz der Weltwirtschaft gewarnt hatte, ist sich sicher. Alle Prognosen, die von einem baldigen Aufschwung ausgehen und den Wiedereinstieg in Investmentfonds etc. zum jetzigen Zeitpunkt propagieren, sind interessengesteuert. Dies bedeutet natürlich nicht zwangsläufig, sein Geld bis dahin unter der sprichwörtlichen Matratze bunkern zu müssen. Zu allen Zeiten gab und gibt es Nischenangebote, bei denen man sogar von der Krise profitieren kann. Mehr denn je ist daher die Beratung durch einen unabhängigen, hochqualifizierten Berater notwendig.


Viel Freude bei der Vermehrung der gewonnenen Einsichten,
wünscht Ihnen Ihr Finanzscout

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