Donnerstag, 24. Juli 2003

Lebensversicherungen sind NICHT sicher !

Kaum liegen die ersten Erfahrungen mit der von der deutschen Assekuranz eigens gegründeten Auffanggesellschaft Protektor AG im Falle Mannheimer vor, wird Kritik an dieser Form der Auffanglösung laut. Ein Konkurssicherungsfonds würde die Kunden wesentlich besser absichern, als es jetzt mit dem Protektor-Konzept geschieht, so die Einschätzung von Frank Braun , Geschäftsführer des Bund der Versicherten (BdV). Der BdV fordert seit Jahren einen solchen “Feuerwehrfonds”, nach dem Vorbild der Bankenbranche.

Die jetzt von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gebilligte Lösung sei im Falle von mehreren Pleiten kein wirksames Sicherungsnetz, so der BdV. In einen Konkurssicherungsfonds müssten hingegen alle Lebensversicherer einzahlen, so die Vorstellung. Der Vorteil wäre: Im Insolvenzfall eines Versicherers würden die Kunden ausgezahlt und könnten ihre Geldanlage neu ordnen. Sie wären nicht “auf Gedeih und Verderb” an einen ungünstigen Kapitallebensversicherungsvertrag gebunden. Der enthaltene Versicherungsschutz, etwa von Risikolebens- oder Berufsunfähigkeitsversicherungen, könnte in Form reiner Risikoverträge weitergeführt werden, so die Vorstellung des BdV.

Die Verbraucherzentrale Bundesverband e.V. (VZBV) kritisiert Protektor ebenso als “nicht zukunftstauglich”. Angesichts eines Kapitalanlagebestands in der gesamten Lebensversicherungsbranche von 560 Milliarden Euro und einer möglichen Aktienquote von 35 Prozent, sei das nun von der Versicherungsbranche mit Protektor zur Verfügung gestellte Kapital in Höhe von 5,6 Milliarden Euro für eine dauerhafte Lösung viel zu mager, so die Einschätzung des Berliner Bundesverbandes.

Man muss sich jetzt die Frage stellen, für wen es die angekündigte Sicherheit der Policen gibt”, so VZBV-Versicherungsexperte Wolfgang Scholl . Machten mehrere kleine und mittlere Versicherer schlapp, wäre relativ schnell das Kapital von Protektor aufgebraucht. Welche Policen seien aber dann eigentlich in Sicherheit, fragt Scholl zu recht.

Die Kritikpunkte im Einzelnen:
Mit Protektor wird nur ein Zweig innerhalb der Versicherungswirtschaft (Lebensvers.) abgesichert. Laut VZBV sollte es eine unbegrenzt Lösung für alle Versicherungsarten geben – und, es müsste eine klare Regelung vom Gesetzgeber geben, wie Unternehmen zu behandeln seien, die aufgrund der Beteiligung an Protektor selbst in finanzielle Probleme rutschen könnten. Hier müsste ein Gesetz klare Stundungsregeln einführen.

Unmut zeigt man bei der VZBV vor allem aber darüber, dass in keiner Weise transparent gemacht werde, wie das Protektor-Verfahren genau ablaufe. “Konzeptionslos”, so der Vorwurf an die Versicherer.

Einen Konkurssicherungsfonds hält Scholl dagegen nicht für die beste Lösung. Schließlich müsse man dann wieder eine Gesellschaft finden, welche die Risiko-Verträge übernimmt. Fazit: Auch in der schlimmsten Krise seit ihrem Bestehen mauert die Branche, anstatt mit offenen Karten in die (Informations)-Offensive zu gehen.

Wohl dem also, der erst gar keinen ebenso unsicheren wie renditeschwachen Lebens- oder Rentenversicherungsvertrag abgeschlossen hat.

Viel Freude bei der Vermehrung der gewonnenen Einsichten,
wünscht Ihnen Ihr Finanzscout

Klaus J. P.-Kilfitt