Donnerstag, 3. August 2006

Bankenaufsicht schließt Reithinger Bank

Der Privatbank Reithinger droht das Aus.
Rund 65 000 Kunden müssen nun um ihre angelegten Gelder fürchten.


Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) ordnete gestern die Schließung des kleinen Finanzhauses mit Sitz im baden-württembergischen Singen an und verhängte ein Moratorium in Form eines Veräußerungs- und Zahlungsverbots.


Nächste Schritte dürften aller Voraussicht nach die Insolvenz und die Feststellung des Entschädigungsfalls sein. Zunächst müsse aber die weitere Entwicklung abgewartet werden, sagte eine Sprecherin der Finanzaufsicht heute in Bonn.


Da die Privatbank bereits seit geraumer Zeit nicht mehr Mitglied im Einlagensicherungsfonds des Bundesverbands deutscher Banken war, ist eine mögliche Entschädigung auf 90 Prozent der Einlagen und maximal 20.000 Euro je Kunde begrenzt.


Das Bankhaus Reithinger gehört seit September 2002 nur noch der Grundsicherung durch die Entschädigungseinrichtung deutscher Banken GmbH (EdB) an. Der Entschädigungsanspruch dort umfasst Einlagen oder Gelder, die auf die Währung eines EU-Mitgliedstaates oder auf Euro lauten. Er ist je Kunde auf 90 Prozent der Einlagen und auf den Gegenwert von höchstens 20.000 Euro begrenzt. Zu den geschützten Einlagen gehören neben dem klassischen Sparbuch z.B. auch Sparbriefe. Inhaberschuldverschreibungen und Genussrechtsverbindlichkeiten, welche die Reithinger-Bank in großem Umfang ausgegeben hatte, deckt das Sicherungssystem hingegen nicht ab.


Die BaFin veröffentlichte die obige Information heute für die betroffenen Kunden. Es bestehe die Gefahr, dass das 1957 gegründete Kreditinstitut mit weiteren Niederlassungen in Wiesbaden und München seine Verpflichtungen gegenüber den Gläubigern nicht erfüllen könne, hieß es zur Begründung der Schließung. Außerdem sei die Privatbank Reithinger mit 40 Mitarbeitern „Teil eines unübersichtlichen Unternehmensgeflechts".


Bankschließungen sind in Deutschland eher selten. In den wenigen Fällen endeten die Moratorien, die dem betroffenen Finanzhaus eigentlich eine letzte Gnadenfrist einräumen sollen, meist in der Auflösung.


Die Privatbank Reithinger war 2003 mit der ebenfalls dem Münchner Kaufmann Klaus Thannhuber gehörenden Wiesbadener C & H Credit & Handelsbank verschmolzen. Sie stand bereits seit längerem unter der Beobachtung der Aufsichtsbehörde. Eigentümer Thannhuber musste seine Anteile und Stimmrechte auf einen unabhängigen Treuhänder übertragen. Der 61-Jährige ist in der Immobilien- und Finanzbranche aktiv und vor allem als Betreiber der Münchner Schrannenhalle bekannt geworden.


Auf ihrer Internet-Seite präsentiert sich die Privatbank Reithinger dem Anleger als gehobene Adresse mit Abbildungen von kubanischen Zigarren und edlen Ledermöbeln - in der Realität zählte sie eher Kleinsparer zu ihrer Klientel, welche größtenteils von bekannten Drückerkolonnen, wie der EUREKA Finanzmarketing GmbH des Thannhuber-Adlatus und Promi-Golfers Frank Fleschenberg sowie der Futura-Finanz (IFF) von Michael Turgut eingeworben wurden.


Viel Freude bei der Vermehrung der gewonnenen Einsichten,
wünscht Ihnen Ihr Finanzscout

Klaus J. P.-Kilfitt

www.klaus-kilfitt.de
www.klaus-kilfitt.blogspot.de

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