Freitag, 8. Juni 2007

Göttinger Gruppe endgültig am Ende

Insolvenzverfahren eröffnet


Über das Vermögen der Securenta AG, dem Herzstück der Göttinger Gruppe, wurde gestern durch Beschluß des Amtsgerichtes Göttingen das Insolvenzverfahren eröffnet. Damit ist eingetreten, was seit langem zu erwarten war: Einer der größten Anbieter von Beteiligungssparplänen mit ca. 100.000 Betroffenen ist damit endgültig Pleite.

Die Gründung der Göttinger Gruppe reicht zurück bis in die frühen achtziger Jahre. Zuerst wurden durch die Initiatoren Ratensparpläne im Rahmen des Vermögensbildungsgesetzes (VWL) angeboten. Anleger konnten sich als stille Gesellschafter u.a. an der "Langenbahn AG" beteiligen. Im Laufe der Entwicklung des Firmenkonglomerats um die Drahtzieher Jürgen Rinnewitz und Erwin Zacharias wurden die Angebote modifiziert und über den "Pensions-Sparplan" (PSP), den "Persönlichen-Sachwertplan" bis zur "SECURENTE" weiterentwickelt. An der Grundstruktur des Angebotes hatte sich aber nichts geändert, denn es handelte sich immer wieder um eine extrem risikobehaftete, unternehmerische Beteiligung und niemals um eine sichere Geldanlage, wie es die Namensgebung suggerierte.


Der Bundesverband procon e.V. warnt bereits seit 1996 vor den Angeboten der Göttinger Gruppe. Ebenso wie auch die Verbraucherzentrale Berlin. In einer jahrelangen gerichtlichen Auseinandersetzung, die bis zum Bundesgerichtshof (BGH) ging, hatte das Unternehmen keine Mittel gescheut, ihren Kritikern diesbezüglich den Mund zu verbieten.


Gerade an Hand der Historie dieses Unternehmens müssen sich sowohl Politik als auch Justiz fragen lassen, wieso es den Initiatoren über so lange Zeit gelingen konnte, nahezu ungestört - und teilweise sogar mit deren Rückendeckung - Millionenbeträge einzusammeln, die für die Opfer der Pleite eigentlich die Altersvorsorge bilden sollten und nun verloren sind.
So promotete neben eine Vielzahl weiterer Politiker beispielsweise auch der damalige Finanzminister von Baden-Württemberg und spätere DFB-Präsident, Gerhard Mayer-Vorfelder, die Angebote der Göttinger Gruppe und ebnete diesen als damaliger Präsident des VfB Stuttgart auch den Weg, als dessen Hauptsponsor äußerst werbewirksam Millionenbeträge zu verpulfern und damit ganze Heerscharen weiterer Opfer anzulocken.
Auf Seiten der Justiz spielte hier vor Allem die Staatsanwaltschaft Braunschweig eine äußerst unrühmliche Rolle, die mehrere entsprechende Ermittlungsverfahren einstellte.


Im Zusammenhang mit dem nun eingeläuteten Insolvenzverfahren warnt der Bundesverband procon e.V., ebenso wie die meisten Verbraucherzentralen und andere, dem Anlegerschutz verpflichtete Institutionen, ganz eindringlich vor selbst ernannten "Interessengemeinschaften", welche in den nächten Tagen und Wochen sicherlich in Serienbriefen den Anlegern versprechen werden, dass gegen Zahlung eines geringen Beitrages die Möglichkeit bestehen würde, Gelder sicherzustellen.
Hinter diesen Interessengemeinschaften stehen in den meisten Fällen sogenannte "Anleger-Anwälte", denen es lediglich darum geht, auf diesem Wege Mandanten zu ködern. Bei diesem unseriösen, von procon bereits seit Langem als "Leichenfledderei" enttarnten und angeprangerten Geschäft besteht die Gefahr, dass hier noch einmal „gutes Geld schlechtem Geld hinterher geworfen wird."


Zum aktuellen Zeitpunkt ist die Einschaltung eines Rechtsanwaltes noch völlig verfrüht. Im Moment wird durch das Gericht erst einmal geprüft, ob ein Insolvenzverfahren eingeleitet und ein Insolvenzverwalter eingesetzt wird. Dieser prüft dann die Vermögenssituation und setzt sich mit den betroffenen Anlegern in Verbindung. Erst wenn geklärt ist, ob und wieviel Vermögensmasse überhaupt noch vorhanden ist, könnte die Einschaltung eines seriösen Fachanwaltes angezeigt sein.


Viel Freude bei der Vermehrung der gewonnenen Einsichten,
wünscht Ihnen Ihr Finanzscout

Klaus J. P.-Kilfitt

www.klaus-kilfitt.de
www.klaus-kilfitt.blogspot.de

procontra© - kritische Informationen für aufgeklärte Verbraucher

 

Nachtrag vom 11.06.2007

Wie heute bekannt wurde, hatte die Göttinger Gruppe bereits am letzten Donnerstag, den 06.06.2007 Insolvenzantrag beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg gestellt, da die Gruppe den Hauptsitz ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit nach Berlin verlegt hatte. Somit dürfte sich das am Freitag vom Amtsgericht Göttingen eröffnete Insolvenzverfahren erledigt haben.


In dem Insolvenzantragsverfahren über das Vermögen der Securenta Göttinger Immobilienanlagen und Vermögensmanagement Aktiengesellschaft, Pacelliallee 19-21, 14195 Berlin, ist gemäß § 21 InsO am 08.06.2007 um 13.00 Uhr angeordnet worden: vorläufige Insolvenzverwaltung; vorläufiger Insolvenzverwalter ist Rechtsanwalt Rolf Rattunde, Kurfürstendamm 212, 10719 Berlin. Verfügungen d. Schuldner/in sind nur mit Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters wirksam. Untersagung und Einstellung der Zwangsvollstreckung ins bewegliche Vermögen.
AZ: 36s IN 2619/07
Berlin, 8. Juni 2007
Amtsgericht Charlottenburg

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.