Sonntag, 31. Dezember 2006

Deutsche Bank mit "unmoralischem Angebot"

"Sie verfügen über einen höheren Betrag, den Sie vorläufig nicht benötigen?‘‘, fragt Deutschlands größtes Kreditinstitut, die Deutsche Bank. Eine Antwort in Form eines Angebotes hat sie natürlich auch gleich parat: ,,Parken Sie Ihr Geld zu attraktiven Zinsen.‘‘
Gemeint ist das hauseigene db GeldmarktSparen, welches sich für diesen Zweck ,,hervorragend‘‘ eigne, weil es den ,,Vorteil starker Zinsen und finanzieller Flexibilität‘‘ kombiniere.


So heißt es in der Werbung. Doch sind die Versprechen gleich in mehrfacher Hinsicht übertrieben, wie eine genauere Analyse des angepriesenen Produktes zeigt.


Flexibilität: Voraussetzung für das db GeldmarktSparen ist, dass der Kunde mindestens 5.000,- Euro in diese Anlage investiert - denn für geringere Beträge bietet die Deutsche Bank das Produkt gar nicht erst an. Desweiteren muss der Sparer wissen, dass er nur über maximal 2.000,- Euro pro Monat frei verfügen kann - für höhere Beträge gilt eine dreimonatige Kündigungsfrist.
Der Kunde ist beim db GeldmarktSparen also den unflexiblen Rahmenbedingungen eines normalen Sparbuches unterworfen.
Die Deutsche Bank erlaubt lediglich dann, höhere Beträge als die 2.000,- Euro ohne vorherige Kündigung abzurufen, wenn der Anleger dieses Geld ,,in andere Sparformen und Wertpapiere in Ihr db InvestmentDepot‘‘ umschichtet.
Wesentlich flexibler wäre der clevere Sparer also auf alle Fälle schon mal mit einem völlig normalen Tagesgeld-Konto, bei dem er jederzeit von einem Tag auf den anderen ohne zusätzliche Kosten komplett an sein Geld kommt.


Zinsen: Für seine Spareinlage ab 5.000,- Euro bekommt der Deutsche-Bank-Kunde laut Werbung einen Zinssatz von 2,80 Prozent pro Jahr, ab 10.000,- Euro gibt es dann 3,05 Prozent und erst ab 25.000,- Euro 3,20 Prozent.
Hebt ein Sparer im Laufe der Zeit Geld ab und kommt somit unter die 5.000,- Euro-Grenze, erhält er für die Dauer der Unterschreitung dieses Mindestanlage-Betrags denselben Zinssatz wie für die Sparcard der Deutschen Bank - und das sind gerade einmal lächerliche 0,5 Prozent. Ein Sternchen hinter dem Wort ,,Zinssatz‘‘ verweist zudem auf Kleingedrucktes: ,,z. Zt. pro Jahr".
Der Zinssatz ist also auch noch variabel. "Zinsänderungen gemäß vertraglicher Vereinbarung in Abhängigkeit von Euribor-Änderungen.‘‘ Euribor steht für den Zinssatz, den europäische Banken untereinander beim Handel von Einlagen mit fester Laufzeit nehmen.
Für Anleger sind die von der Deutschen Bank offerierten Zinsen also alles andere als attraktiv. Liegt doch allein schon der Leitzinssatz der Europäischen Zentralbank mit 3,5 Prozent weit über dem angebotenen Zinssatz.


Zum Vergleich: Nach Angaben eines renommierten Finanzinformations-Dienstes  bieten derzeit 14 Anbieter von Tagesgeld-Konten schon ab dem ersten Euro höhere Zinsen als jene 2,80 Prozent, die der Deutsche-Bank-Kunde für Beträge ab 5.000,- Euro erhält.
11 Institute offerieren sogar mehr als 3,05 Prozent, welche die Detsche Bank erst ab 10.000,- Euro bietet - 10 der Anbieter sogar mehr als 3,20 Prozent.
Allerdings sollten Kunden sich vorher beim jeweiligen Geldhaus erkundigen, wie hoch die Einlagen im Einzelfall abgesichert sind, denn einige dieser Institute gehören ausländischen Einlagensicherungs-Fonds an. Dort sind häufig nur maximal fünfstellige Beträge abgesichert.


Tipp:  Fallen Sie nicht auf Werbefloskeln wie "finanzielle Flexibilität" und "starke Zinsen" herein. Im vorliegenden Fall sind weder die Zinsen hoch, noch ist der Kunde wirklich flexibel.
Flexibler sind Sie auf jeden Fall mit einem guten Tagesgeld-Konto - und deutlich höhere Renditen sind anderweitig ebenfalls zu erreichen.


Viel Freude bei der Vermehrung der gewonnenen Einsichten,
wünscht Ihnen Ihr Finanzscout

Klaus J. P.-Kilfitt

www.klaus-kilfitt.de
www.klaus-kilfitt.blogspot.de

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